Donnerstag, 11. Dezember 2014

TIBERIUS: KRIEGSFÜHRUNG 3

"Er operierte dabei mit äußerster Vorsicht, ließ die Kolonnen stets in Gefechtsordnung marschieren, verstärkte vor allem die Aufklärung, hielt regelmäßig Kriegsrat, ritt nie ohne einheimische Kundschafter."

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S. FISCHER-FABIAN

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Qua in re summa providentia (prudentia; cautione) agebat, semper (sine ulla exceptione) agmina (legiones; exercitus) in acie constituta (instructa; acie instructa; ad certamen parata) proficisci (iter facere) iussit, exploratores auxit, continuo (perpetuo) consilium habebat, numquam sine exploratoribus indigenis equitabat (equo vehebatur; vectabatur).

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Übers. by decurio

TIBERIUS: KRIEGSFÜHRUNG 2

"Zwar setzte er über den Rhein, begnügte sich aber damit-nach bewährtem Muster-breite Einfallschneisen in die Wälder zu schlagen, Dörfer in Brand zu stecken, Felder zu verwüsten."

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S. FISCHER-FABIAN

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Rhenum quidem transiit (transgressus est), sed-modo probato (usitato; consueto; solito) limites latos in silvas facere, vicos incendere, agros vastare contentus erat (ei satis erat).

alternativ:...nihil ultra appetebat quam limites latos in silvas facere (ponere)...

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Übers. Mr. decurio

TIBERIUS SPIELT EIN BISSCHEN KRIEG: TIBERIUS PAULULUM BELLUM SIMULAT 1

"TIBERIUS wagte nicht, trotz seiner acht Legionen, die Germanen in ihrem eigenen Land zu stellen. Seine Feldzüge waren Scheinunternehmen und seine Siege Siegesmeldungen, dazu bestimmt, das Volk Roms einzulullen."

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S. FISCHER-FABIAN

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Cum Tiberio octo legiones essent, Germanos aggredi in eorum finibus ausus non est. Cuius expeditiones speciem belli habebant (simulate erant) atque victoriae (suae) (tantum) nuntii (nuntia) victoriarum populum Romanum placandi causa.

Montag, 8. Dezember 2014

GERMANIEN: 6 NACH CHRISTUS

"Als VARUS gegen Ende des Jahres 6 am Rhein erschien, herrschte Ruhe, und niemand konnte ahnen, daß es die Ruhe vor dem Strum war."

S. FISCHER-FABIAN

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Cum Varus anno sexto p. Chr. n. exeunte ad Rhenum venit, ibi pax erat et nemo id tranquillitatem ante tempestatem (procellam) fuisse (esse) suspicari potuit (nullo suspicante...).

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Übers. by decurio

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"'Die Barbaren wurden zur Ordnung der Römer erzogen. Märkte wurden eröffnet und friedlicher Verkehr mit ihnen unterhalten.'-'So tiefer Friede waltete, daß die Menschen umgewandelt, die Erde eine andere, der Himmel selbst sanft und milder schien als sonst.'"

Dies war die Situation, die VARUS antraf, als er den Fehler seines Lebens machte, nämlich eine sigthseeing tour durch Germany zu machen.

Was war seine Aufgabe?

1.) Er sollte den Frieden dauerhaft machen.

2.) Er sollte ein Entwicklungsland in eine schöne römische Provinz umwandeln.

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S. Fischer-FABIAN

"Varus war in erster Linie Verwaltungsfachmann, ein Juris par excellence und zutiefst von dem Gedanken durchdungen, daß Halbwilden nichts Besseres passieren konnte als an den Segnungen seiner Jurisdiktion teilzuhaben." (ders.)

Das germanische Rechtssystem funktionierte aber ganz anders. Es gab vor allem ungeschriebene Gesetze. Schwere Fälle wurden auf dem THING (Volks-und Gerichtsversammlung) verhandelt. Wer sich zu einem Mord bekannte, mußte lediglich die Rache der Verwandten des Getöteten fürchten. Es gab auch die Möglichkeit, sich mit Blutgeld freizukaufen oder sich einem Gottesurteil zu unterziehen.

"Im allgemeinen versuchte der Germane, sich selber zu helfen. DAS WAR EHRENVOLLER UND WIRKSAMER ZUGLEICH. Daß das Recht durch diese Selbsthilfe nicht selten zum Faustrecht wurde, war eine notwendige Folge, die jedoch niemand zu stören schien."

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Fragt sich nun, was besser ist: Unsere Gummiparagraphen mit Täterschutz oder die Sache nach alter Väter Sitte selbst in die Hand zu nehmen. Oft bekommt man ja vom Rechtssystem nur vorgetäuscht, daß einem Gerechtigkeit zuteil wird. Wer darauf wartet, kann lang warten. Träumt weiter! Und wer's glaubt, wird selig. Amen.

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VARUS jedenfalls hatte "null Ahnung" von der Mentalität unserer Vorfahren. Dieser arrogante Operettengeneral glaubte doch allen Ernstes, in den Wäldern Germaniens wie ein orientalischer Despot rumherrschen zu können. Das sollte er noch einmal bereuen...

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nach: S. FISCHER-FABIAN: DIE ERSTEN DEUTSCHEN (DER BERICHT ÜBER DAS RÄTSELHAFTE VOLK DER GERMANEN), Knaur, München 1975, S. 235 ff., KAP. 10 (DIE GROSSE SCHLACHT: GERMANIEN, EIN ENTWICKLUNGSLAND).

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greetings from

Arminius

Freitag, 5. Dezember 2014

WEITERFÜHRENDE LITERATUR: RÖMER UND GERMANEN

1.) AMMIANUS MARCELLINUS: Das römische Weltreich vor dem Untergang (Res gestae, dt.). Sämtl. erhaltenen Bücher übers. von Otto Veh. Eingel.und erl. von Gerhard Wirth. Zürich, München: Artemis 1974)
2.) GREGOR VON TOURS: Zehn Bücher Geschichten (Gregorius Turonensis: HISTORIA FRANCORUM, lat. und deutsch) Auf Grund der Übers. . Giesebrechts neubearb. v. Rudolf Buchner. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft 1955.
3.) MARTIN LINTZEL: DIE GERMANEN AUF DEUTSCHEM BODEN. Von der Völkerwanderung bis zum ersten Reich. Köln: Schaffstein 1940.
4.) HERMANN SCHREIBER: AUF DEN SPUREN DER GOTEN. München: List 1977.
5.) TACITUS: GERMANIA. Übers: A. Mauersberger, W. Vesper (1923). H. Ronge (Tusculum (München: Heimeran) 1944). E Fehrle (4. Aufl. 1944 (mit Text).

HERMANN SCHREIBER: WIE DIE DEUTSCHEN CHRISTEN WURDEN (LIBER OPTIMUS)

Was hätte wohl HERMANN, DER CHERUSKER dazu gesagt...

Dennoch: gutes Buch! Kaufen! Lesen!

ARGUMENTUM:

1.) Die schlechten Ernten und der fremde Gott

2.) Ein Bischof und eine Bibel

3.) Der geniale Irrtum

4.) Über den Fluß und in die Wälder

5.) Sie kamen aus Böhmen

6.) Der Seher, der aus dem Dunkel kam

7.) Das Völkertreffen am Rhein

8.) Die eiserne Zunge

9.) Der Apostel der Deutschen

10.) Der Weg nach Dokkum

11.) Der große Sachsenkrieg

12.) Widukind in Attigny

13.) Der Gegenschlag des Heidentums

14.) Nord und Süd

Weiterführende Literatur

Zeittafel

Register

---decurio

S. FISCHER-FABIAN: DIE ERSTEN DEUTSCHEN

ARGUMENTUM:

1.) Furor Teutonicus

2.) Das Gottesurteil

3.) Rätsel der Urheimat

4.) Streitaxt und Hünengräber

5.) Cäsar und Ariovist-die Geschichte einer Tragödie

6.) Gespenster im Moor

7.) Wie sie wirklich waren (wie ich (groß, blond, kriegerisch, herrisch); ridere licet; Anm. d. Verf.)

8.) Der Mann, der Tacitus hieß

9.) Der germanische Alltag

10.) Die große Schlacht

11.) Die Rache

12.) Die Frauen-Legende und Wirklichkeit

13.) Die Gladiatoren proben den Aufstand

14.) Die "blonden" Löwen

Zeittafel

Zitierte Literatur

Register

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Besonders hingewiesen sei auf das Kap. 10, das sich mit der VARUSSSCHLACHT beschäftigt. Alle schulisch Gebildeten wissen, daß VARUS anno n. Chr. im Teutoburger Wald "baden ging". Die es nicht wissen, sollten sich schämen!

ARGUMENTUM CAPITIS DECIMI:

1.) Der Steckbrief des Quintilius Varus

2.) Augustus begibt sich an den Rhein

3.) Germanien ein Entwicklungsland

4.) Das römische Finanzamt stand in Trier

5.) Arminius, "ein junger Mann von persönlichem Mut, rascher Auffassung und genialer Klugheit" (like me)

6.) Der Tag X wird vorbereitet

7.) Der Verrat

8.) Ein Grabstein als stummer Zeuge

9.) Der Todesmarsch der Legionäre

10.) Staatsbegräbnis nach sechs Jahren

11.) Der "falsche Hermann", Deutschlands populärstes Denkmal.

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Unbedingt lesen!

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decurio

Dienstag, 2. Dezember 2014

KALKRIESE: BEDEUTUNG DER FUNDE

Die Funde geben uns Auskunft darüber, wie eine frühkaiserzeitliche Armee ausgerüstet war und was sie alles mit sich herumschleppte. Deswegen sind sie für die Militärgeschichte von enormer Bedeutung. Bei der Verteilung der Funde sind nicht nur die militärischen Geschehnisse zu berücksichtigen, sondern auch Faktoren wie Erosion, Landnutzung und nicht zuletzt Plünderungen der Germanen. Die Gesamtsituation gibt folgendes Bild: Ein von Ost nach West marschierendes römisches Heer wurde auf einem größeren Areal von Germanen angegriffen. So entdeckte man vor kurzem wahrscheinlich ein römisches Marschlager an der "Porta Westfalica" (Minden; Barkhausen), das vielleicht als Zwischenstation entlang des Wiehengebirges nach Kalkriese fungierte. Ein silberner Beschlag einer Schwertscheide (nördlich des Mittellandkanals gefunden) könnte absichtlich auf der Flucht deponiert worden sein. Wahrscheinlich hatten die plündernden Germanen sie (infolge zu großer Metzufuhr vor, während und nach der Schlacht) schlicht und ergreifend im Gestrüpp übersehen. Dasselbe gilt für zahlreiche Münzhorte: am Ostbereich des Walls (am"Oberesch"): 4 Denare, 5 Asse, 1 Copiahälfte, Gewebereste von Schnur, Siegelkapsel mit Fäden-weiterer Fund: 10 Asse u. 1/2 Viennastück-Kupferkonzentrationen mit Denaren (Silber)-mehrere Denarhorte (s. Berger).-
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 1 Copiahälfte

VARUSSCHLACHT: AUCH WEIBER UND BÄLGER ZOGEN MIT

Unter dem Fundmaterial von KALKRIESE befinden sich auch eine Haarnadel aus Bronze und zwei Fibeln sowie ein weiblicher Beckenknochen, was auf die Anwesenheit von Frauen hinweist. Dies paßt gut mit den Angaben bei CASSIUS DIO (56, 20, 2) zusammen, wonach das Heer des VARUS auch Frauen und Kinder im Schlepptau hatte. Wahrscheinlich benutzten sie den Schutz des Heeres, um von einem Ort zum anderen zu gelangen. Vielleicht waren es teilweise auch die Liebchen und Beischläferinnen der Soldaten nebst den Produkten aus diesen Liaisonen. Auf jeden Fall waren sie den Marschkolonnen ein Klotz am Bein, ganz abgesehen von dem ewigen Geplärre und Gezicke. Als dann die Germanen anrückten, gab es sicher noch einmal ein Mordsgeschrei, dann war aber "Ruhe im Busch".
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Quelle: G. MOOSBAUER, S. 88.

Samstag, 29. November 2014

QUELLE (LETZTER POST): GÜNTHER MOOSBAUER

G. MOOSBAUER: DIE VARUSSCHLACHT, Beck Wissen, München 2009, S. 87 f.
ARGUMENTUM:
1.) Vorwort
2.) Die römische Rheinarmee: Legionäre und Auxiliare
3.) Die Germanen
4.) Der Beginn der Auseinandersetzung zwischen Römern und Germanen
5.) Erste gesicherte Miltäranlage am Rhein
6.) Der Alpenfeldzug
7.) Das rechtsrheinische Germanien: Erste Offensiven und erste Miltäranlagen
8.) Verstärkte römische Präsenz in Germanien
9.) Ein aufgegebenes Unternehmen
10.) Erste Schritte auf dem Weg zur römischen Provinz
11.) Die Varusschlacht
12.) Die Ausgrabungen von Kalkriese
13.) Reaktionen auf die Varusniederlage und die Zeit der Feldzüge des Germanicus
14.) Römische Funde in Germanien
15.) Ausblick
16.) Zu Rezeption der Varusschlacht
-Anhang
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decurio






VARUSSCHLACHT (KALKRIESE): EIN KLEINER ESEL MARSCHIERTE MIT

In Kalkriese hat man Skelettreste von Maultieren gefunden, die auf Troßwagen hinweisen. Hinter dem Wall (westlicher Abschnitt) fand man die Überreste eines Maultieres. Das arme Vieh hatte sich das Genick gebrochen. Der Wall war an dieser Stelle zusammengebrochen und hatte das Tier überdeckt. Dieser Tatsache ist der gute Erhaltungszustand zu verdanken. Nahe beim Maul fand man zwei Trensenringe aus

Eisen und beim Hals ein Bronzeglöckchen. Die Untersuchung der Backenzähne ergab, daß das Tier im Alter von zwei Jahren vom Mitttelmeergebiet in den Norden gebracht worden war. Dort hatte es noch ein Jahr zu leben. Am Ende des folgenden Sommers starb es dann in Kalkriese. Nicht weit davon entfernt lagen die Reste eines anderen Maultierschädels. Möglich, daß beide Tiere zu einem Gespann gehörten. Ein weiteres Maultier, das gefunden wurde, war 5 Jahre alt. Vor seiner Brust lag eine mit Erbsen-und Haferstroh ausgestopfte Glocke. Bei dem Tier fand man außerdem: eine Eisenkette, Anhänger in Form eines Phallus, Glasperlen (entweder in Mähne eingeflochten oder auf Zaumzeug).
Knochen von Equiden fand man über die ganze Flur "Oberesch" verstreut.
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Bei dem dritten Tier könnte es sich-wegen der Perlen-um ein weibliches Tier gehandelt haben. Nach Uerpmann standen jedoch zu der Zeit in Germanien keine Vatertiere zur Verfügung, weswegen die Tiere aus dem Mittelmeerraum eingeführt werden mußten. Also männliche Tiere! Ich finde man sollte ihnen einen Namen geben. Man könnte sie nach einigen meiner Schüler benennen, aber dies wäre zuviel der Ehre, nicht für die Maultiere, sondern für die Schüler. Also entschied ich mich für "PAULUS, PETRUS ET LUCIUS".
Sicher waren sie gute Tiere. Ich hoffe, ihre "muliones" waren gut zu ihnen. Wenn nicht, dann möge ihr Geist verdammt sein und umherirren!
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Des weiteren fand man die Reste eines 9jährigen Pferdes in Originalposition (Brustteil durch Wildtiere einige Meter verschleppt). Die relativ geringen Pferdereste deuten darauf hin, daß Kavallerie kaum vertreten war. Allerdings sprechen andere Funde (Trensen, Speer-und Pfeilspitzen, Schildbuckel) für Auxiliartruppen.
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decurio








Sonntag, 9. November 2014

AUSBILDER IULIUS PLAGOSUS (TEIL 3)

1.) Ad arma concurrite, mures=eilt zu den Waffen, ihr Mäuse!

2.) Armis (cum hostibus; proelio) congredimini=meßt euch (mit den Feinden im Kampf)!

3.) Hostes ad pugnam evocate, verveces=fordert die Feinde zum Kampf heraus, ihr Hammel (Schafsköpfe)!

4.) Sarcinas in unum locum conferte, homines somniculosi=tragt das Gepäck an einem Ort zusammen, ihr Träumer!

5.) Signa in unum locum conferte, figurae tristes=zieht die Manipel zusammen, ihr traurigen Gestalten!

6.) Signa convertite, musculi timidi=macht kehrt, ihr feigen Mäuschen!

7.) Continete ad signa manipulos, humiles masturbatores=haltet die Manipel bei den Fahnen zusammen, ihr kleinen Wichser!

8.) Manipulos laxate, blattae=laßt die Manipel Abstand nehmen, ihr Schaben!

9.) Cuneum facite, homines parvi ingenii=bildet einen Keil, ihr Kleingeister!

10) Orbem facite (in orbem consistite), homines comici (comoedi)=bildet einen Kreis (ein Karree), ihr Komiker!

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Der Job als Ausbilder ist alles andere als einfach. Die Pfeifen wollen einfach nicht kapieren. Langsam gehen sogar mir die Schimpfwörter aus. Außerdem bin ich ganz heiser (raucus) vom vielen Rumschreien.

Übrigens: "sich heiser schreien" heißt "irraucescere clamore"; fragt das mal euren Lateinteacher; wetten, er weiß es nicht; ist halt kein richtiger Ausbilder so wie ich, PRAEFECTUS IULIUS PLAGOSUS, den man auch den "Ohrfeigenreichen nennt".

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PRAEFECTUS IULIUS PLAGOSUS ("DER SCHLAGREICHE") BILDET AUS (TEIL 2)

12.) Locum temptate, effeminati=greift diesen Ort an, ihr Weichlinge!
13) Nolite ex loco vos movere=verlaßt nicht die Stellung; bleibt ja, wo ihr seid (kein Schwanz rührt sich)!
14.) Ex loco vos eicite=verlaßt eilends die Stellung!
14.) Agmen claudite, illiterati=bildet die Nachhut, ihr Analphabeten!
15.) Commeatum supportate, puellae=schafft den Proviant herbei, Mädels!
16.) Castra munite, cornutum (armenta)=legt ein verschanztes Lager an, ihr Hornochsen!
17.) Castris continete exercitum, nebulones (homines vani)=haltet die Truppe im Lager zurück, ihr Windbeutel!
18.) Vos loco continete (vestrum locum tenete), homines effeminati=behauptet euch in eurer Stellung, ihr Weicheier!
19.) Portas obstruite, heroes=verrammelt die Tore, ihr Helden!
20.) Praesidia disponite, coturnices=Stellt Posten auf, ihr Wachteln!
21) Murum fossamque perducite, potatores (ebriosi)=zieht Mauer und Graben, ihr Saufsäcke!
22.) Ignes facite, scortatores=zündet Wachtfeuer an, ihr Hurenböcke!
23.) Eruptionem facite, lacertae stolidae=macht einen Ausfall, ihr blöden Eidechsen!
24.) Proelium facite, purgamenta=liefert ein Treffen, ihr Sch...haufen!
25.) Proelium committite, abdomines=beginnt den Kampf, ihr Schmierbäuche!
26.) Proelio decertate, globosi=liefert ein entscheidendes Treffen, ihr Kugelgestalten!
27.) Proelio intereste, tardi=nehmt am Kampf teil, ihr Beschränkten!
28.) Aciem instruite (legionem in acie constituite), noctuae=stellt das Heer in Schlachtordnung auf, ihr Nachteulern!
29.) Arma capite, catuli=ergreift die Waffen, ihr Hündchen!
30.) Arma expedite, pulli=setzt die Waffen in Bereitschaft, ihr Hühnchen!
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So geht's zu beim "Barras". Meine "milites" haben nichts zu lachen. Dafür lernen sie gutes Latein, vor allem den Imperativ Plural. Den können sie mittlerweile im Schlaf.
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Ja, liebe Schüler, so lernt man Latein. Vergeßt also euer langweiliges Lehrbuch (kleiner Scherz; licet ridere)! Lernt Latein lieber von Ausbilder IULIUS PLAGOSUS, der ist nicht so ein pädagogisches Weichei wie euer Lehrer. Da lernt ihr was fürs Leben. Und wenn ihr Mist baut, tritt er euch in den Arsch. Hat noch keinem geschadet.
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decurio
nach einer Idee
von decurio
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PRAEFECTUS IULIUS PLAGOSUS ("DER OHRFEIGENREICHE"):TEIL 1

Ich darf mich kurz vorstellen. Mein Name ist IULIUS PLAGOSUS. Ich bin Praefekt einer Raeterkohorte im nebligen Germanien, wo es meist regnet und die Frauen blond sind. Meine Einheit war früher ein richtiger Sauhaufen. Sie besteht aus Barbaren, die wenig im Kopf haben und nicht viel von Körperpflege halten, dafür aber umso mehr von "Wein, Weib und Gesang". Ich frage mich manchmal ernsthaft: Wie halten es die Weiber bei denen aus?
Tagsüber hatten die meisten schon "einen sitzen". Vom Dienst kauften sie sich regelmäßig frei. Richtig fechten konnten die auch nicht, und so mancher Hänfling von Rekrut konnte nicht einmal das "scutum" halten, geschweige denn das "pilum" werfen, höchstens seinem Kameraden vor die Füße. Abends ging es dann zumeist johlend "ad cauponas" (in die Kneipen). Würfeln, Wein und Weiber, mehr hatten die nicht in ihren leergeblasenen Köpfen. Eine verdammte Saubande von Strolchen und Drückebergern. Doch jetzt ist alles anders, denn ich bin da: Ich, PRAEFECTUS IULIUS PLAGOSUS, den man auch den "Ohrfeigenreichen" nennt. Seit ich meinen Leuten in den Hintern trete, "lieben" sie mich ganz besonders.Wie heißt es doch so schön: ODERINT, DUM METUANT. Die Hauptsache ist, daß der Laden läuft.
Soldaten brauchen klare Anweisungen, besonders die Rekruten. Jeder Ausbilder sollte über ein Sammelsurium von "drillcommands" verfügen. Nur blöd, daß meine Leute so schlecht Latein können. Die haben's nicht besonders mit dem Konjunktiv. Hier nun einige Beispiele aus der Praxis:
1.) Iter facite, ignavissimi=marschiert, ihr schlaffen Säcke! (Im Dienst kann ich ganz besonders "charmant"sein.)
2.) Iter convertite in vallum, citissime=marschiert auf den Wall zu, aber ziemlich zügig!
3.) Iter convertite, caniculae=macht kehrt, ihr kleinen Köter!
4.) Iter avertite ab castris, glires=schwenkt vom Lager ab, ihr Haselmäuse!
5.) Iter procedite, idiotae=setzt den Marsch fort, ihr Anfänger!
6.) Signa cohortis constituite, dementes=bringt die Zeichen der Kohorte zum Stehen (ganze Kohorte halt), ihr Hirnlosen.
7.) Hostem itinere intercludite, mente capti=verlegt dem Feind den Weg, ihr Blödmänner!
8.) Iter conficite festinanter, debiles=legt den Weg schnell zurück, ihr lahmen Typen!
9.) Castra promovete=rückt vor!
10.) Subite (petite) locum=rückt vor
11.) Signa ferte=marschiert ab; Abmarsch!
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Die Phrasen habe ich TEUBNER'S SCHÜLERAUSGABEN: CAESARS GALLISCHER KRIEG, Leipzig und Berlin, 1902 entnommen (meine Ausgabe gehörte übrigens einem gew. M. v. Bibow; wer das wohl war?). Alle diese Ausdrücke sind bei CAESAR belegt! Die "netten Komplimente" habe ich hinzugefügt. So etwa könnte es zugegangen sein. Es herrschte sicher ein rauher Ton (wie unter Männern üblich). Sicherlich hat kein Praefectus Horaz deklamiert. Dennoch sind Bücherbestellungen bekannt (s. VINDOLANDA-tablets vom HADRIANSWALL)! Ganz blöd war man also doch nicht!
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Idee by decurio
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Dienstag, 21. Oktober 2014

CUM ROMANI IN GERMANIA ERANT (1): ALS DIE RÖMER NOCH IN GERMANY WAREN


LECTIO I

LEGIONARII TITUS VIBUS ET MARCUS AIUS (Die Legionäre Titus Vibus und Marcus Aius) post duo milia annos (nach 2000 Jahren) nos salutant (grüßen uns)

Nomina duorum militum (Die Namen zweier Soldaten) pugnae Varianae (der "Varianischen" Schlacht=Varusschlacht) (anno nono p. Chr. n. (im 9. Jahr nach Christi Geburt)) nobis nota sunt (sind uns bekannt). Nam loco proelii (Denn am Ort des Gefechts; auf dem Schlachtfeld) apud Kalkriese sito (bei Kalkriese gelegen) partes armaturae inventae sunt (sind Teile der Bewaffnung; Bewaffnungsgegenstände gefunden worden). In vagina gladii (Auf der Scheide eines Schwertes; auf einer Schwertscheide) nomen cuiusdam Titi Vibi (der Name eines gewissen Titus Vibus) e centuria Tadii (aus der Zenturie des Tadius) inscriptum est (ist daraufgeschrieben).
Item in hamis (Ebenso auf Haken), quibus (mit denen) loricam harmatam clauditur (der Kettenpanzer verschlossen wird) nomen scriptum est (ist ein Name geschrieben); Marcus Aius e centuria Fabricii (Marcus Aius aus der Zenturie des Fabricius.
Verisimile est (Es ist wahrscheinlich) hos milites (daß diese Soldaten) in bello Variano (im "Varianischen" Krieg) occidisse (umgekommen sind; gestorben sind).
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Idee
by decurio


Montag, 20. Oktober 2014

BIBLIOGRAPHIE: RÖMER IN GERMANIEN (5)

1.) G. L. CHEESMAN: The AUXILIA of the Roman Imperial Army, Oxford 1914.
2.) J. HARNECKER: ARMINIUS, VARUS und das Schlachtfeld von KALKRIESE, Bramsche 1999.
3.) K. KRAFT: Zur Rekrutierung der ALEN und KOHORTEN an Rhein und Donau, Bern 1951.
4.) J. KRIER/ F. REINERT: Das REITERGRAB von Heiligen-Die TREVERER und das röm. Militär in der frühen Kaiserzeit, Luxemburg 1993.
5.) E. KÜNZL: Unter den goldenen Adlern-Der Waffenschmuck des römischen Imperiums, Regensburg/ Mainz 2008.
6.) K. H. LENZ: RÖMISCHE WAFFEN, militärische Ausrüstung und militärische Befunde aus dem Stadtgebiet der COLONIA ULPIA TRAIANA (Xanten), Bonn 2006.
7.) G. SUMNER: ROMAN ARMY-Wars of the Empire, London 1997.
8.) R. WOLTERS: Die Schlacht im TEUTOBURGER WALD-ARMINIUS, VARUS und das römische Germanien, München 2009.
9.) H. J. UBL: "Was trug der römische Soldat unter dem Panzer?" in: Bayerische Vorgeschichtsblätter 71, 2006, S. 261-276.
10.) K. M. TÖPFER: SIGNA MILITARIA-Die römischen FELDZEICHEN in der Republik und im Prinzipat, Mainz 2011.
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decurio

BIBLIOGRAPHIE: RÖMER IN GERMANIEN (4)


1.) H. LEHNER: VETERA, Ausgrabungen auf dem FÜRSTENBERG bei XANTEN, 1. Ausgrabungsbericht, in: Bonner Jahrbücher, 114, 115, 1906.
2.) DERS.: Das Römerlager VETERA bei XANTEN, Bonn, 1926.
3. DERS.: VETERA.Die Ergebnisse der Ausgrabungen des Bonner Provinzialmuseums bis 1929, in: Röm.-Germ. Forschungen, Bd IV, Berlin u. Leipzig, 1930.
4.) K. LINDEMANN: Der HILDESHEIMER SILBERFUND-VARUS und GERMANICUS, Hildesheim 1967.
5.) H. VON PETRIKOVITS: BIRTEN, in: Niederrhein. Jahrbuch, Bd. III, Krefeld 1951.
6.) DERS.: Die Ausgrabungen in der COLONIA TRAIANA bei XANTEN. Die Ausgrabungen der Kernsiedlung u. der Uferanlagen (1934-36), 1. Bericht in: Bonner Jahrbücher, 152, 1952.
7.) DERS.: Die Legionsfestung VETERA II, in: Bonner Jahrbücher, 159, 1959.
8.) DERS.: Das RÖMISCHE RHEINLAND, Archäol. Forschungen seit 1954, Köln/ Opladen, 1960.
9.) DERS.: ARMINIUS, in: Bonner Jahrbücher, 166, 1966.
10.) DERS. Die RÖMISCHEN STREITKRÄFTE am Niederrhein, Düsseldorf, 1967.
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OMNIA SIBI COMPARARE ATQUE LEGERE!
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decurio

BIBLIOGRAPHIE: RÖMER IN GERMANIEN (3)


1.) J. HAGEN: RÖMERSTRASSEN der Rheinprovinz, Bonn 1931.
2.) H. HINZ: RÖMISCHE WASSERLEITUNG südlich von Xanten, in: Bonner Jahrbücher 159, 1959.
3.) DERS.: XANTEN zur Römerzeit, Xanten 1960.
4.) DERS.: Die COLONIA ULPIA TRAIANA bei XANTEN, aus: Beihefte zum Gymnasium, Germania Romana, I. Römerstädte in Deutschland, Heft 1, Heidelb. 1960.
5.) CHR. ALBRECHT: Zur Lokalisierung des Römerlagers ALISO, u. die ältesten Anlagen in OBERADEN, in: Lippische Blätter für Heimatkunde, Nr. 1, 1960.
6.) G. ALFÖLDY: Die LEGIONSLEGATEN der römischen Rheinarmeen, in: Epigraph. Studien 3, Köln-Graz, 1967
7.) DERS.: Epigraphisches aus dem RHEINLAND III, 7; ein MILITÄRDIPLOMFRAGMENT aus der COLONIA ULPIA TRAIANA, aus: Epigraph. Studien, Bd. 5, Düsseldorf, 1968.
8.) T. BECHERT: Der Stand der ASCIBERGIUM-FORSCHUNG, Vorbericht über die Grabungen bis 1971, in: Rheinische Ausgrabungen, 12, 1972.
9.) J. E. BOGAERS: Die Besatzungstruppen des LEGIONSLAGERS von NIJMEGEN im 2. Jahrhundert nach Christus, aus Studien zu den Militärgrenzen Roms, Vorträge des 6. internationalen Limeskongresses in Süddeutschland, 1967, in: Beihefte Bonner Jahrbücher, Bd. 19.
10.) E. KÜNZEL: Ein römischer SILBERBECHER aus der Zeit des Kaisers Augustus, in: Das Rhein. Landesmuseum Bonn, Haft 6, 1969.
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decurio

BIBLIOGRAPHIE: RÖMER IN GERMANIEN (2)


1.) O. DOPPELFELD: Der Rhein und die Römer, Köln 1970.
2.) Ders.: Römer am Rhein, Katalog zur Ausstellung des Röm.-Germ. Museums Köln, Kunsthalle Köln vom 15. 4. bis 30. 6. 1967.
3.) U. GEHRIG: Hildesheimer Silberfund, Berlin 1967.
4.) E. GERRITZ: Troia sive Xantum, Beiträge zur Geschichte einer niederrhein. Stadt, Xanten, 1964.
5.) W. HABEREY: Die röm. Wasserleitunegn nach Köln, Düsseldorf, 1971
6.) K. HEIDENREICH: Das Amphitheater der COLONIA TRAIANA bei Xanten, ein Versuch einer Wiederherstellung, in: Bonner Jahrbücher, 145, 1940.
7.) U. HEIMBERG: Ein Töpfereibetrieb bei der COLONIA ULPIA TRAIANA, in: Das Rhein. Landesmuseum Bonn, Heft 1/ 1972.
8.) DERS.: Eine Töpferei im Vicus vor der COLONIA ULPIA TRAIANA, in: Rhein. Ausgrabungen, 12, 1972.
9.) O. HENKE/ B. LEHMANN: Die neueren Forschungen über die VARUSSCHLACHT, Gütersloh, 1910 (?).
10.) H. BORGER: Das RÖMISCH-GERMANISCHE MUSEUM KÖLN, München 1977.
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TITUS VIBUS UND MARCUS AIUS: ZWEI TEILNEHMER DER VARUSSCHLACHT

Auf dem Schlachtfeld von KALKRIESE, dem wahrscheinlichen Ort der VARUSSCHLACHT, sind militärische Gegenstände gefunden worden, die sog. Benutzerinschriften enthalten. Hierbei handelt es sich um die Namen zweier Soldaten und ihrer Centurionen. Auf diese Weise grüßen uns zwei Kriegsteilnehmer des "bellum Varianum" nach über 2000 Jahren:
1.) TITUS VIBUS: Ritzinschrift auf dem Mundblech einer Schwertscheide. Der Soldat diente in der Zenturie des TADIUS. Man sieht, wie der Legionär nach dem Pilenwurf sein Schwert zieht.
2.) MARCUS AIUS: Besitzervermerk auf Rückseiten zweier Verschlußhaken eines Kettenpanzers. Der Soldat gehörte zur Zenturie des FABRICIUS. Man sieht hier den Soldaten kurz vor dem Pilenwurf (Zungenpilum; Typ Oberaden).
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Quelle: A. STRASSMEIER/ A. GAGELMANN: DAS HEER DES VARUS. Römische Truppen in Germanien um 9. n. Chr. Teil 1: Legionen und Hilfstruppen, Bekleidung, Trachtzubehör, Schutzwaffen; Heere und Waffen 14, Berlin 2011, S. 19.

Samstag, 18. Oktober 2014

BIBLIOGRAPHISCHE HINWEISE: RÖMER IN GERMANIEN (1)

1.) H. U. IUSTINSKY (Instinsky; Instiusky (?)): SEPTIMIUS SEVERUS und der Ausbau des RAETISCHEN STRASSENNETZES, Klio 31, 1938.
2.) U. SCHILLINGER-HÄFELE: Zwei RÖMISCHE INSCHRIFTEN aus BINGEN am Rhein, Mainzer Zeitschrift 73/ 74, 1978/ 79-
3.) G. ULBERT: RÖMISCHE WAFFEN des 1. Jahrhundert nach Chr. 4 (?), Stuttgart 1968.
4.) M. GRÜNEWALD: DIE RÖMER IN WORMS, Stuttg. 198 (?).
5.) DERS: DER RÖMISCHE NORDFRIEDHOF IN WORMS, Funde von der Mainzer Straße. Worms 1990.
6.) H. ERDMANN: LEBEN UNTER RÖMISCHER HERRSCHAFT. DIE RÖMERZEIT IM HEUTIGEN BADEN-WÜRTTEMBERG, Villingen-Schwenningen, 1986.
7.) E. MEYER: MENSCHLICHES AUF RÖMISCHEN GRABSTEINEN, Zeitschr. für Papyrologie und Epigraphik 14, 1974.
8.) U. KÖRBER-GROHNE: PFLANZENANBAU AUF RÖMISCHEN GUTSHÖFEN, Oberriexingen 8, 1978.
9.) W. CZYSZ: RÖMISCHE GUTSHÖFE 1, Oberriexingen 6, 1977.
10.) D. BAATZ: SPÄTHADRIANISCHE ZIEGELSTEMPEL DER 8. LEGION VON DER SAALBURG. SAALBURG-JAHRBUCH 27, 1970, S. 31 ff., ferner: BONNER JAHRBÜCHER 171, 1971, S. 377-379.
11.) H. W. RITTER: ZUR MÜNZDATIERUNG DES KOHORTENKASTELLS SAALBURG. JAHRBUCH FÜR NUMISMATIK UND GELDGESCHICHTE 13, 1963, S. 71-74.
12.) P. R. FRANKE: DIE RÖMISCHEN FUNDMÜNZEN AUS DEM SAALBURG-KASTELL. SAALBURG-JAHRBUCH 15, 1956, S. 5 ff.
13.) A. JOHNSON: RÖMISCHE KASTELLE. Verlag Philipp von Zabern, Mainz 1987.
14.) D. BAATZ: DER RÖMISCHE LIMES. Archäologische Ausflüge zwischen Rhein und Donau. 2. Aufl. 1975. Gebr. Mann Verlag, Berlin.
15.) DERS.: DIE WACHTÜRME AM LIMES. 2. Aufl. Württ. Landesmuseum Stuttg. 1985.
16.) D. BAATZ u. F.-R. HERRMANN (Hg.): DIE RÖMER IN HESSEN. Konrad Theiss Verlag, Stuttg. 1982.
17.) H. SCHÖNBERGER: DIE RÖMISCHEN TRUPPENLAGER DER FRÜHEN UND MITTLEREN KAISERZEIT ZWISCHEN NORDSEE UND INN. Bericht der Römisch-Germanischen Kommission 66, 1985, 321 ff.
18.) SAALBURG-JAHRBÜCHER (I, 1910 bis 43, 1987); seit 1982 Verlag Philipp von Zabern, Mainz.
19.) W. HABEREY: DIE RÖMISCHE WASSERLEITUNG AUS DER EIFEL NACH KÖLN, Rhein. Landesmuseum Bonn, 1956.
20.) F. KOEPP: DIE RÖMER IN DEUTSCHLAND, 3. Aufl., Bielefeld u. Leipzig 1926.
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tribunus



Sonntag, 28. September 2014

AMMIANUS MARCELLINUS: RES GESTAE, LIB. 31: DER VORMARSCH DER RÖMER-ERSTES ZUSAMMENTREFFEN MIT DEN GOTEN (AD 378)

Exoriente vero aurora diei (Während die Morgenröte des Tages sich erhob), quem quintum (den als fünften) Iduum Augustarum (der augusteischen Iden) numerus ostendit annalis (die Zahl des Jahrbuchs zeigt),signa praepropere commoventur (werden die Feldzeichen sehr eilig in Bewegung gesetzt; d. h. man rückt vor) impedimentis et sarcinis (nachdem der Troß und das Gepäck) prope Hadrianopoleos muros (nahe bei den Mauern von Adrianopel) cum legionum tutela congrua (mit einem angemessenen Schutz der Legionen) collocatis (aufgestellt worden war). Thesauri enim (Die Schätze nämlich) et principalis fortunae insignia cetera (und die übrigen Ehrenzeichen der kaiserlichen Würde), cum praefecto (mit dem Präfekt) et consistorianis (und den Beratern) ambitu moenium tenebantur (wurden durch den "Umfang" der Stadtmauer "gehalten"; also innerhalb der Mauer zurückgehalten?). Decursis itaque viarum spatiis confragosis (Nachdem also "unebene Entfernungen der Wege" durcheilt worden waren; man marschierte also auf unebenem Gelände), cum (als) in medium torridus procederet dies (der trockene Tag in "die Mitte vorrückte"; als es Mittag wurde; der Tag war heiß und trocken), octava tandem hora (schließlich in der 8. Stunde) hostium carpenta (die Wagen der Feinde) cernuntur (werden gesehen), quae (die) ad speciem rotunditatis detornatae (in die Gestalt "der abgerundeten Rundheit; man bildete also eine Wagenburg) digesta (geordnet) exploratorum relatione (durch Bericht der Kundschafter) affirmabantur (versichert wurden; die Kundschafter bestätigten also, daß der Feind eine Wagenburg gebildet habe; welche-wie Kundschafter behaupteten-in Form einer Wagenburg angeordnet waren). Atque ut mos est (Und wie es Sitte ist; üblich ist) ululante barbara plebe ferum et triste (während der barbarische Haufen "Wildes und Unglückverheißendes" heulte; ausstieß), Romani duces aciem instruxere (stellten die römischen Kommandeure die Formation auf), et anteposito dextro cornu equitum primo (und nachdem der rechte Flügel der Reiter als erster vorangestellt worden war), peditatus pars maxima subsidebat (blieb der größte Teil des Fußvolkes zurück). Cornu autem equitum laevum (der linke Flügel der Reiter aber), disiectis adhuc per itinera plurimis (nachdem noch immer auf den Wegen die meisten zerstreut waren), properabat passibus citis (eilte mit schnellen Schritten; im Laufschritt). Dumque (Und während) idem cornu (derselbe Flügel) nullo etiam tum interturbante (wobei/ obwohl keiner "auch dann" Unruhe stiftete; ohne daß...; während noch immer keiner...; selbst dann noch keiner...), extenditur (wird auseinandergezogen), horrendo fragore (durch schreckliches Getöse), sibilantibus armis (durch "zischende" Waffen; Pfeile), pulsuque minaci scutorum (und durch das drohende Schlagen der Schilde), territi barbari (die erschreckten Barbaren; weil sie...erschrocken waren), quoniam pars eorum (da ja ein Teil von ihnen) cum Alatheo et Saphrace (mit Alatheus und Saphrax), procul agens et accita (in der Ferne agierend und herbeigeholt) nondum venerat (noch nicht gekommen war), oraturos pacem misere legatos (schickten Geandte, um um Frieden zu bitten; ersuchen)...
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ganz schön schwer!
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tribunus




Freitag, 12. September 2014

RÖMISCHE GESCHICHTE (2): PROSPECTUS


Secundum spatium (Der zweite Zeitraum) quinque fere saecula continet (umschließt fast 5 Jahrhunderte). Populus Romanus (Das römische Volk) binos consules instituit (setzte je zwei Konsuln ein), ut alter ab altero (so daß/ damit der eine vom anderen) coerceretur (in Schranken gehalten wurde; kontrolliert wurde; um sich gegenseitig zu kontrollieren). Bini consules (je zwei Konsuln) aliique magistratus (und andere Magistrate; Beamte) quotannis (jährlich) a populo (vom Volk) e gentibus nobilibus (aus den vornehmen Familien) creabantur (wurden gewählt); magistratus probati (bewährte Magistrate) in senatum vocabantur (wurden in den Senat berufen). Ita (So; auf diese Weise) consules rem publicam administrabant (lenkten die Konsuln den Staat), re vera senatus regebat (in Wirklichkeit (aber) regierte (herrschte) der Senat). Quinto et quarto a. Chr. n. saeculo (Im 5. und 4. Jahrhundert vor Christus) plurimas gentes Italiae (sehr viele Völker Italiens) sub potestatem suam redegerunt (brachten sie unter ihre Macht).
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Quelle: alte Lateinbücher
(Ich besitze eine Reihe alter Lateinbücher, die schon in Moder übergehen. Viele davon sind vielleicht gar nicht mehr erhältlich. Auf diese Weise bleibt wenigstens etwas davon erhalten. Schließlich haben sich die Autoren viel Mühe gemacht.)
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GUTE ÜBUNG für Latein-Enthusisasten (also nichts für meine Schüler): Einer liest den deutschen Text langsam vor, der andere übersetzt dazu synchron. Das ist leichter, als es sich zunächst anhört. Mit einiger Übung geht das, und man wird (anders als meine Schüler) von Mal zu Mal besser. Auf diese Weise bekommt man aktiv die Strukturen der lat. Sprache "drauf". Alles eine Sache der MNEMOTECHNIK (schweres Wort!). Also: Probieren! Latine loquimini!
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tribunus laticlavius (wurde befördert!)

M. GRÜNEWALD: DIE RÖMER IN WORMS


GRÜNEWALD erwähnt für WORMS und Umgebung ein linearbandkeramisches Grab sowie Gräberfelder der Hinkelsteingruppe (Rheindürkheim, Rheingewann; Siedlung und Autobahnzubringer zwischen Abenheim und Hernsheim; ca. 4000 v.; schon vor Obelix gab es also in Worms Hinkelstein-Fans).
Funde aus der Römerzeit: Naunheimer Fibeln; Terra Sigilata (mit Töpfernamen: Ateius Albanus; M. Volusus; Rufus Rasi; M. Puppius u.a.); Soldatengrabsteine; augusteische Münzen; außerdem fand man Spitzgräben bei   WORMS-HORCHHEIM.
Der ansässige Stamm waren die VANGIONEN (daher meines Wissens der Name "Wonnegau").
Was viele nicht wissen: Es gab in WORMS römisches Militär, und das nicht zu knapp. Insgesamt lagen 4 ALAE und 4 COHORTES in WORMS:
1.) ALA AGRIPPIANA
2.) ALA HISPANORUM
3.) ALA INDIA GALLORUM
4.) ALA SEBOSIANA
5.) COHORS I THRACUM
6.) COHORS VII BREUCORUM
7.) COHORS RAETORUM
8.) COHOS RAETORUM ET VINDELICORUM
Vermutlich sollte ein Rheinübergang gesichert werden. So mancher Wormser dürfte einen Urahn haben, der vielleicht in einer dieser Einheiten Dienst "schob" (=militare; stipendia facere/ merere).
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By the way: Die Uni-Bibliothek Mannheim besitzt das Buch von M. GRÜNEWALD. Habe es dort ausgeliehen und im Lesesaal eingesehen (Buch mußte allerdings erst aus dem Keller geholt werden).
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by tribunus angusticlavius (wurde leider wegen zu häufigen Besuchs in "cauponae" vom "legatus legionis"zurückgestuft; abeat ad malam partem!)

Sonntag, 7. September 2014

ZUM THEMA "VARUSSCHLACHT": DIE WALLANLAGE IN DER FLUR "OBERESCH": SCRIPTUM PROPRIUM (EIGENER TEXT)


DE ANTIQUO VALLO (Über einen alten Wall) APUD CAMPUM "OBERSCH" REPERTO (bei der Flur "Oberesch gefunden"; der...gefunden (entdeckt) wurde)
Inter paludem magnam septentrionalem/ solum uliginosum (Zwischen dem großen "nördlichen" Sumpf/ Moor im Norden) et saltum (und dem Waldgebirge), qui Germanice (das auf deutsch) "Wiehengebirge" nominatur ("Wiehengebirge" genannt wird), angustiae est (ist ein Engpaß; befindet sich ein Engpaß; eine "Wegenge"). Ibi (Dort) multos nummos (denarios) (viele Münzen (Denare)) et tria tela funditorum (und drei Geschosse der Schleuderer) reperta (inventa) sunt (sind gefunden worden). Progrediente tempore (intermisso spatio) (im Verlauf der Zeit) antiquitatis investigatores (studiosi) (die Erforscher des Altertums; die Altertumsforscher) (=ii, qui in antiquitatis studiis versantur=diejenigen, die sich mit den Studien des Altertums beschäftigen) intellegebant (begriffen) eum locum (daß dieser Ort) cum pugna Variana (mit der VARUSSCHLACHT) coniunctum esse (=ad pugnam Varianam pertinere) ("verbunden" sei; in Verbindung stehe; die Varusschlacht betreffe). Prope (In der Nähe) campus est (ist eine Flur), qui "Oberesch" vocatur (=nomine "Obersch") (die "Oberesch" genannt wird; mit Namen "Oberesch"). Eo loco (An diesem Ort; Platz) vallum antiquum (eine alte Wallanlage) inventum est (ist entdeckt worden) passuum circiter CCLXVI (ducenti sexaginta sex) (der Doppelschritte ungefähr 266=ca. 400 m) in longitudinem (in der Länge; lang), passuum circiter (ad) II (duo) et pedum I (unus) et semipes (der Doppelschritte 2 und 1,5 Fuß=ca.4 m) in latitudinem (in die Breite; breit) et passus I et pedum I et semipes (1 Doppelschritt und 1, 5 Fuß) in altitudinem (in die Höhe; hoch). Quod vallum (Dieser Wall) in latere meridiano (auf der südlichen Seite) et loco angustissimo (und an der engsten Stell) angustiarum erat (des Engpasses war; befand sich auf...), ubi Germani (wo die Germanen) Romanis id locum praetereuntibus (den diesen Ort passierenden Römern; die an diesem Ort vorbeizogen) facile insidias parare potuerunt (leicht einen Hinterhalt bereiten (legen) konnten; eine Falle stellen konnten). Vallum (Der Wall) multipliciter curvum erat (war vielfältig gewunden (gekrümmt), ut plurimi milites (so daß/ damit viele Krieger) et in vallo et post id (hoc) (sowohl auf dem Wall als auch hinter diesem) collocari potuerint/ possent (aufgestellt werden konnten). Etiam duae proiecturae (Auch zwei Vorsprünge) erant (gab es) ad septentrionem spectantes (nach Norden "schauend"), quibus (durch die) Romani (die Römer) ab utroque latere (utrimque; ab utraque parte) (auf beiden Seiten; von...) oppugnari potuerunt (angegriffen werden konnten). Item (Ebenso) postes reperti sunt (sind Pfosten gefunden worden). Vallum (Der Wall) quoque (auch) transitus (Durchgänge) pro excursionibus et receptibus (für Ausfälle und Rückzüge) habebat (exhibebat) (besaß (ließ erkennen)). Ab lateribus (Auf den Seiten) vallum (der Wall) fossibus (durch Gräben) munitum et firmatum erat (war gesichert und befestigt; war stark befestigt). Ibi etiam silvae erant (Dort befanden sich auch Wälder). Exercitus eum locum transiens (Ein an diesem Ort vorbeiziehendes Heer; das...vorbeimarschiert) instrui non poterat (konnte nicht aufgestellt werden; ließ sich nicht formieren). Germani (die Germanen) eo vallo (durch diesen Wall) hostes facile prohibere et coercere poterant (konnten die Feinde leicht fern-und in Schranken halten).
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Lateinischer und deutscher Text
by me
(Infos aus G. Moosbauer: Die Varusschlacht).-

Donnerstag, 4. September 2014

HISTORIAE ROMANAE PROSPECTUS (1)


(AUS ALTEN LATEINBÜCHERN)
Imperium Romanum (Das römische Reich) plus duodecim saecula duravit (dauerte mehr als 12 Jahrhunderte). Viri docti (Gelehrte Männer (wie ich; ridere licet) tria historiae Romanae spatia constituunt (legten drei Zeiträume der römischen Geschichte fest). Primum spatium (Der erste Zeitraum) ab urbe condita (von der "gegründeten" Stadt an; von Gründung der Stadt an), i. e. (id est=d.h.) ab anno septingentesimo quinquagesimo tertio (vom 753 Jahr), ad annum quingentesimum decimum pertinet (geht bis zum 510. Jahr). Ducentos quadraginta tres annos (243 Jahre lang) regnes regnaverunt (regierten Könige), civitatem legibus confirmaverunt (sie festigten den Staat durch Gesetze), fines ad quintum decimum miliarium promoverunt (und sie erweiterten die Grenzen bis zum 15. Meilenstein; schoben die Grenzen...vor). Denique, cum (Als; weil schließlich; zuletzt) septimi regis superbia (der Hochmut des 7. Königs; die Arroganz) populo displiceret (dem Volke mißfiel), Romani Tarquinium Superbum in exilium miserunt (schickten die Römer Tarquinius Superbus ins Exil; in die Verbannung) et liberam rem publicam constituerunt (und errichteten einen freien Staat) / (anno a. Chr. n. DX (im Jahre 510 vor Christi Geburt).
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JOACHIM FERNAU schreibt über den Sturz des TARQUINIUS SUPERBUS:
"Der schlagende Beweis für den Hochmut dieses Mannes soll eine gewisse rustikale Sex-Affäre gewesen sein...Ansonsten ist vierundzwanzig Jahre lang nichts von ihm bekannt.
Im fünfundzwanzigsten allerdings ereignete sich dafür etwas umso Sensationelleres: Die Monarchie wurde gestürzt, TARQUINIUS SUPERBUS vertrieben.
Das hatte er nun von seinem Hochmut!
Das Jahr, in dem dieses Ereignis stattgefunden haben soll, war angeblich 510 v. Chr....Die Begründung ist denkbar einleuchtend: Der Umsturz-TARQUINIUS war Etrusker- muß mit dem Zusammenbruch der Macht des etruskischen Bundes zusammengefallen sein. Denn-und das ist nun eine arge Enttäuschung für jeden braven Demokraten-die Römer wollten sich gar nicht von der Monarchie befreien, sondern von der Fremdherrschaft. Die Etrusker wollten sie lossein...TARQUINIUS wurde weder gefangen noch getötet. Eine Abwesenheit von Rom? Wahrscheinlich. Es sieht so aus, als hätten sie dem König bei seiner Rückkehr einfach die Tür nicht mehr aufgemacht."
JOACHIM FERNAU: CAESAR LÄSST GRÜSSEN, DIE GESCHICHTE DER RÖMER, Ullstein, Frankfurt, Berlin 1991, S. 26 f.
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Der Sturz des TARQUINIUS war ein Akt der Selbstbefreiung. Es ist menschlich durchaus verständlich, daß man alte Strukturen und miefige Autoritäten nach einer gewissen Zeit loswerden will. Wie heißt es doch so schön: Öfter mal was Neues!
TARQUINIUS war ein Auslaufmodell, ohne es bemerkt zu haben. Auch hatte er die Zeichen der Zeit nicht erkannt.  Ganz klar: Die Römer wollten sich die Etrusker vom Hals schaffen (Fremdherrschaft ist eben nicht lustig, es sei denn man ist der Fremdherrscher) und mit ihnen -und da muß ich Mr. Fernau widersprechen- die ungeliebte Regierungsform. Letzeres geschah aber nicht aus hehren, idealistischen Gründen, sondern vielmehr weil die Alleinherrschaft, die an sich eine praktische Sache ist (ich wäre gern Alleinherrscher, aber dies nur nebenbei), dem Machtstreben der römischen Führungsschicht im Wege stand. Die wollten halt auch mal herrschen (durchaus verständlich).
Also, kam der "arme" TARQUINIUS dermaleinst von einer Dienstreise zurück und fand am Stadttor ein Schild mit der Aufschrift "Wir müssen leider draußen bleiben" oder "chiuso per ferie" oder so ähnlich (das Schild ist leider nicht mehr erhalten). Da sagte sich TARQUINIUS: "O. k., geh' ich halt mal in Frührente. Rentner ist auch ein schöner Beruf, da hat man viel Zeit. Hasta la vista, ihr Blödmänner, macht euren Job allein und seht selber zu, wie ihr zurechtkommt!" Valete! Ciao, ciao!-
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Senator Opulentus Maximus

Dienstag, 2. September 2014

KALKRIESE: AUSGRABUNGEN

1987 fand man bei KALKRIESE (nördlich von OSNABRÜCK) einen Münzschatz (Denare) sowie drei Schleuderbleie. Die KALKRIESER-NIEWEDDER SENKE ist ein Engpaß (6 km Länge), gelegen zwischen dem Großen Moor (im Norden) und dem KALKRIESER BERG und dem WIEHENGEBIRGE (im Süden). Nach GÜNTHER MOOSBAUER wurde damit "archäologisches Neuland betreten", da sich nach und nach herausstellte, daß es sich um einen "Platz römisch-germanischer kriegerischer Auseinandersetzungen" handelte.
1989 wurde in der FLUR OBERESCH gegraben (heute ist dort ein Museum). Vieles deutet darauf hin, daß der Ort "im Kontext der VARUSSCHLACHT steht"! Aus den Funden ergab sich, daß sich das Gefecht "über eine längere Strecke hinzog" (sog. Defileegefecht; Fundareal: 30 Quadratkilometer!). MOOSBAUER schreibt: "Wesentliche Befunde zum Kampfgeschehen erbrachten bisher nur die Flur 'OBERESCH' an der engsten Stelle der Senke..."
Der Engpaß war an seinem Nord-und Südrand passierbar (Funde von vorgeschichtlichen Feuersteingeräten und Scherben; Nutzung der Hangzone seit dem Neolithikum):
"Insofern war germanische Infrastruktur vorhanden, die für die Passage eines größeren Heeres jedoch sicherlich noch zusätzliche Pionierarbeiten notwendig machte."-
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GÜNTHER MOOSBAUER, DIE VARUSSCHLACHT, C. H. BECK, WISSEN, München 2009 (also exakt 2000 nach der schicksalhaften Schlacht), S. 76 f.
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GÜNTHER MOOSBAUER (Uni Osnabrück; Fachbereich: Archäologie der röm. Provinzen) ist Spezialist in Sachen VARUSSCHLACHT. Außerdem leitet er das Projekt "Archäologische Erforschung der Zeugnisse spätaugusteischer Militäroperationen im Engpaß von Kalkriese bei Bramsche, Lkr. Osnabrück".
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zusammengefaßt von
Centurio
(von einem, der damals dabei war)

Sonntag, 10. August 2014

DIE WESTGERMANEN: "ACKERNAHE BESCHEIDENHEIT"

Weiter lesen wir bei EMIL NACK, daß die WESTGERMANEN, anders als die Ostgermanen, ihrer Heimat treu blieben. Ihr Wohngebiet lag zwischen Nordsee und Mittelgebirgen (2. H. 1. JT. v. Chr.). Später breiteten sie sich bis in die Alpentäler aus. Gemäß TACITUS, "Germania" 2, zerfielen sie in drei große Kultverbände:
1.) INGÄVONEN (Nordsee)
2.) HERMINONEN (obere und mittlere Elbe)
3.) ISTÄVONEN (zwischen Rhein und Weser)
Die Westgermanen, so Nack, haben ihr Gebiet auf Kosten der Illyrer und Kelten erweitert.
ad 1) Ihr bedeutendstes Volk waren die SACHSEN. Diese fuhren zusammen mit den ANGELN nach Britannien und gründeten dort Reiche. Das Hauptheiligtum des Kultverbandes lag vermutlich in einem Hain auf einer Nordseeinsel. Dort wurde NERTHUS, eine Wachstumsgöttin, verehrt.
ad 2) Sie lebten, so Nack, "im Innern Deutschlands zuerst in ackernaher Bescheidenheit ziemlich unbeachtet". Sie erfüllten "den schicksalhaften Auftrag, das Vorfeld der Alpen mit Alemannen und Bayern zu kolonisieren und die alemannische Vorhut am tiefsten in die Alpentäler hinein gegen den romanischen Süden vorzuführen." Mächtigster Stamm: die SUEBEN  (zwischen Elbe und Oder); gemeinsames Heiligtum: in einem Hain des Kriegsgottes ZIU; auch die CHERUSKER sowie die CHATTEN gehörten zu diesem Kultverband.
ad 3) Aus ihnen entstanden später die FRANKEN (3. Jh. n.). Ihr Heiligtum wurde von den MARSEN verwaltet (Hauptgottheit: Tanfana).
(Die Marsen: Es handelt sich hierbei um einen Germanenstamm zwischen oberer Ruhr und oberer Lippe und nicht um Marsmenschen!)
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EMIL NACK, GERMANIEN, S. 53 f.



DIE OSTGERMANEN: VERLUST DER "VÄTERSCHOLLE"-"DRÄNGENDE SEHNSUCHT NACH DER FERNE"-"UNHEILVOLLE VERWICKLUNGEN"


Bei EMIL NACK lesen wir, daß die OSTGERMANEN von 800 v. bis 500 n. Chr. das Weichselland besetzt hielten. Ihr größter Stamm waren die GOTEN. Diese kamen gemäß ihrer Stammessage aus Südskandinavien (vgl. Götaland). Von dort seien sie an die Bernsteinküste gekommen.
"Gedeckt durch ihren schirmenden Schutz gegen Einfälle von Asien her, konnten ihre westlichen Brüder sich ungestört entwickeln und ihre welthistorischen Angriffe gegen Kelten und Römer vorbereiten." (Recht so!)
Sie seien, so Nack, "beweglichen und lebhaften Geistes gewesen". Im 2. Jh. nach hätten sie "nicht aus Landnot, sondern aus Ruhmsucht und Herrschgier" ihre "Heimatscholle" verlassen und seien nach Ost-und Südeuropa gezogen. Dabei gerieten sie "in unheilvolle Verwicklungen mit den Hunnen". Am Mittelmeer "errichteten" sie "mächtige Reiche", allerdings "von beschränkter Dauer". Sie "erloschen endlich unter der sengenden südlichen Sonne." Also ein Flop auf der ganzen Linie!
Die ostgermanische Sprache ist verloren. Nur das Gotische ist uns durch die Bibelübersetzung des Bischofs WULFILA erhalten.
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EMIL NACK: GERMANIEN; Länder und Völker der Germanen, Verl. Ueberreuter, 1958, 1977, Wien, Heidelberg, S. 52.

Sonntag, 6. Juli 2014

LIMESFORSCHUNG: GESCHICHTE


1) Ab dem 8. Jh. urkundliche Erwähnung des LIMES unter dem Namen "Pahl/ Pohl/ Pfahl" vgl. auch Orte wie "Pfahlheim" u.a. Diese Tatsache bedeutet nicht anderes, als daß der LIMES mit seiner auffälligen Form im Gelände im Bewußtsein der Bevölkerung verankert war.
2) Sage von der "Teufelsmauer": Im Bereich des sog. RÄTISCHEN LIMES wird bis heute die Sage von der  "Teufelsmauer" erzählt. Diese soll der Teufel erbaut haben, der nachts auf ihr mit Flammenschein entlangfahre. Das Volk liebt eben schön schaurige Erzählungen.
3) Erwähung des LIMES in cap. 29 der "GERMANIA" des TACITUS:
"Die Bevölkerung des DEKUMATENLANDES möchte ich nicht zu den Völkern Germaniens rechnen, obwohl sie jenseits des Rheins wohnt: sie setzt sich zusammen aus dem leichtsinnigsten Gesindel der Gallier, welches, durch Not verwegen gemacht, dieses Land, bei dem nicht klar ist, wem es gehört, in Besitz genommen hat; seitdem der LIMES mit den Wachtürmen gezogen ist, gilt dieses Gebiet als Ausbuchtung des Reiches und Teil der Provinz."
Nettes Kompliment!
4) JOHANN THURMAIR (genannt AVENTINUS): BAYRISCHE CHRONIK von 1518; erstes Geschichtswerk in deutscher Sprache; wichtige Quelle dazu: die "GERMANIA" des TACITUS; s.o.-darin: Übersetzung des LIMES mit "Pfahl"
5) JOH. ALEXANDER DÖDERLEIN, 1723: klärt den tatsächlichen Limesverlauf zwischen Kipfenberg und Gunzenhausen.
6) IGNAZ PICKEL: 1789 erste Ausgrabungen.
7) Preußische Akademie der Wissenschaften: 1748, Preisaufgabe: "zu untersuchen, wie weit die Römer über Rhein und Donau nach Deutschland vorgedrungen und ob noch Spuren davon vorhanden".
(klare Arbeitsanweisung im preuß. Stil (!); so muß es sein!)
Ganz klar. Hier ging es mehr als nur um Wissenschaft, sondern auch um nationale Interessen und wieweit Deutschland Anteil am Erbe der Antike hat.
8) ULRICH VON HUTTEN: "ARMINIUS".
9) seit 1818: Eintragung des LIMES in die Karten der staatlichen Katastervermessung.
10) ab 1852: die örtlichen Altertumsvereine schließen sich zu einem deutschen Gesamtverein zusammen.
11) 1871: Erforschung des LIMES wird dem DEUTSCHEN REICH übertragen; dafür sprechen sich u.a. BISMARK und MOLTKE aus; der REICHSTAG bewilligt 200 000 Goldmark!
12) THEODOR MOMMSEN: Denkschrift:
"Der LIMES ist das älteste historische Bauwerk, welches Deutschland besitzt, seine Aufklärung ebenso folgenschwer für die Geschichte des Römerreiches...wie für die Urgeschichte unseres VATERLANDES. Das geeinigte Deutschland wird nachzuholen haben, was bei der Ungunst früherer Zeiten unterblieben ist."
13) 1892: die REICHSLIMESKOMMISSION wird gegründet; Einteilung des LIME in 15 Teilstrecken:
a) 1-9: GERMANISCHER LIMES
b) 12-15: RÄTISCHER LIMES
c) 10: ODENWALDLIMES
d) NECKARLIMES
STRECKENKOMMISSARE und DIRIGENTEN aus allen Bevölkerungsschichten zwecks gründlicher Durchführung der Forschungsmaßnahmen. Recht so!
14) seit 1894: Veröffentlichung der Untersuchungsergebnisse; s. FABRICIUS-HETTNER-VON SARWAY; 14 Bd.e (1937)
15) Einweihung des rekonstruierten SAALBURGKASTELLS!
16) Fortsetzung der Untersuchungen; s. "LIMESFORSCHUNGEN" (1959 ff.)
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Lehrerfortbildung LEU; Kommisssion zur Erstellung von Handreichungen, "Realien im Lateinunterricht", Der LIMES, I. Geschichte, Anlage, Funkrion, Oktober 1979, Materialien zur Einführung neuer Lehrpläne; Hg: Landesstelle für Erzieh. und Unterricht Stuttg.---

Freitag, 4. Juli 2014

COHORS I. ASTURUM EQUITATA

Die Einheit lag um die Mitte des 2. Jh. n. im Kastell MAINHARDT. Die Kohorte war teilweise beritten. Die Asturer kamen aus Spanien. Stationen der Einheit:
1.) Mainz (Mitte des 1. Jh. n.)
2.) Höchst am Main
3.) Walheim am Neckar (100 n.)
4.) Mainhardt (um die Mitte des 2. Jh. n.: Dies geschah im Rahmen der Vorverlegung des LIMES unter ANTONINUS PIUS (138-161 n.). Die Reichsgrenze wurde damals vom Odenwald und Neckar auf eine Linie Miltenberg-Lorsch vorgeschoben.
5.) Britannien (Anfang des 3. Jh. n.)!
Es wurden im Kastell sehr viele Inschriften gefunden (Weihealtäre für Jupiter, Graffiti auf Tongeschirr). Auf diese Weise sind uns Namen der Soldaten aus längst vergangenen Zeiten überliefert. Darunter ist auch der Name des PRAEFECTUS GAIUS IULIUS ARTEMO. Dieser diente später als TRIBUNUS bei der LEGIO II. ADIUTRIX in Pannonien, wo vermutlich keiner hinwollte.
Die Namen der Soldaten sind zumeist keltisch! Seit HADRIAN wurden die AUXILIARSOLDATEN aus der Umgebung des Standorts oder aus anderen Provinzen rekrutiert.
Das Kastell: 177 auf 142 m=2, 4 ha; Westmauer teilweise restauriert; Doppelgraben in den Wiesen erkennbar.
Funktion: Überwachung von Handelsstraße
Das Heimatmuseum: Es steht ungefähr an der ehemaligen PORTA PRAETORIA.
"Das liebevoll und mit großem Verständnis eingerichtete kleine Museum ist ein Beispiel dafür, wie echter Sinn für Erhaltung und Pflege von Zeugnissen der Vergangenheit auch eine bescheidene Sammlung römischer Altertümer zu einer attraktiven und belehrenden Ausstellung zu gestalten vermag."
Funde und Exponate: Sandsteinrelief einer Muttergottheit (Göttin hält Kind; sehr schön und selten!); zwei Bildnisse der keltischen Pferdegöttin EPONA (nicht verwunderlich, da das Kastell mit Reitern belegt war); Löwenplastik für ein Grabmal (Löwe als Überwinder des Todes sowie als Grabwächter); Schleuderkugeln der Geschütze der Ecktürme; Hypokaustplatten vermutlich vom PRAETORIUM (Wohnung des Kommandanten); Holziegel (tubuli); Dachziegel; Bleirohre; eiserne Manschetten für Holzrohre; Keramik: Terra-Sigilata-Teller mit den Namen Firmanus und Iunius (Töpfer); Tassen; Becher; Räucherkelch; rheinischer Becher mit Jagdszene; Kragenrandschüssel; Bilderschüsseln (Fragmente); Öllampen; Reibschalen; Krüge; Topfdeckel; Amphoren; Fehlbrand; geschwärzter Teller; ebenso verfärbte Tasse (Brandspuren!); große Amphore mit Anfangsbuchstaben des Eigentümers (RD); Tonköpfchen; grüne Viereckflasche (häufige Totengabe); Werkzeug (Axt, Meißel, Lot, Hiebmesser in Resten, Nägel); militärische Ausrüstungsgegenstände (Speerspitzen; Vierkantspitze eines PILUM, Pfeil-und Geschoßspitzen; Schwertringhalter; Rest eines Sporns, Stirnschutz eines Helms, Handschelle (nur die Hälfte)); Weihesteine für JUPITER OPTIMUS MAXIMUS:
1.) Iovi Optimo Maximo Cohors I Asturum cui praesit C. Iulius Artemo preafectus.
2.) Iovi Optimo Maximo Cohors I Asturum equitata cura agente Marco Mevio Marci Filio Fabia Capriolo praefecto.
3.) ganz ähnlich: Inschrift auf einem Stein; Leiter der Feierlichkeiten: Diodotus
4) weitere Weihesteine: Nennung des Optio Cobrunius Divixtus; eines beneficiarius consularis (er setzte den Stein "ex iussu" 181 n. (als Commodus zum 3 Mal Konsul war)
5) zertörte Inschrift auf Mahlstein
(sowie Phototafeln zweier Genien; Originale in Stuttgart)
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Aus: JOACHIM VON ELBE: DIE RÖMER IN DEUTSCHLAND.


Mittwoch, 2. Juli 2014

CAESAR: BELL. GALL.II, 26


Das 2. Buch des "BELLUM GALLICUM" zerfällt in zwei große Einheiten:
1.) Verschwörung der Belger
2.) Krieg gegen einzelne Völker
a) SUSSIONEN, BELLOVAKER, AMBIANER: cap. 11-15: unterwerfen sich (hatten wohl keine Lust mehr)
b) NERVIER: 16-28; schwere Kämpfe!
c) ATUATUKER: 29-33; unterwerfen sich ebenfalls
Caesar legte sich so ziemlich mit jedem in Gallien an. Viel Feind, viel Ehr'.
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Caesar cum (Als Caesar) septimam legionem (daß die 7. Legion), quae iuxta constiterat (die sich daneben (in der Nähe) aufgestellt hatte), item urgeri ab hoste (ebenso vom Feind bedrängt werde) vidisset (gesehen hatte), tribunos militum monuit (ermahnte er die Miltärtribunen), ut paulatim (daß allmählich) sese legiones coniungerent (sich die Legionen vereinigten; zusammenschließen sollten; die Legionen sich vereinigen zu lassen) et conversa signa in hostes inferrent (und kehrt zu machen und gegen die Feinde vorzurücken; "die gewendeten Feldzeichen gegen die Feine hineinzutragen"; also anzugreifen). Quo facto cum (Weil durch diese Tat; weil, nachdem dies getan worden war; geschehen war) aliis alii subsidium ferrent (die einen den anderen (=inter se) Hilfe (Unterstützung) brachten; sie sich gegenseitig...) neque timerent, ne (und nicht fürchteten, daß sie; zu fürchten brauchen, daß sie) aversi ab hoste circumvenirentur (abgewandt =im Rücken (a tergo) vom Feind umzingelt würden; umzingelt zu werden), audacius resistere ac fortius pugnare coeperunt (begannen sie mutiger (kühner) Widerstand zu leisten (sich zu widersetzen) und tapferer zu kämpfen).
Interim (Inzwischen) milites legionum duarum (die Soldaten der zwei Legionen), quae in novissimo agmine (die bei der Nachhut) praesidio impedimentis fuerant (dem Troß zum Schutz gewesen waren), proelio nuntiato (nachdem ihnen der Kampf gemeldet worden war=auf die Kunde des Kampfes; vom Kampf) cursu incitato (mit beschleunigtem Lauf=im Laufschritt) in summo colle ab hostibus conspiciebantur (wurden oben auf dem Hügel von den Feinden erblickt), et T. Labienus (und T. Labienus) castris hostium potitus (sich des Lagers der Feinde bemächtigend; der sich...bemächtigt hatte; als er sich...) et ex eo loco superiore (und von dem/ einem höher gelegenen Ort; von seiner Stellung aus, die höher lag), quae res in nostris castris gererentur (welche Dinge in unserem Lager "ausgeführt wurden; vor sich gingen; wie es im Lager stand; Objektsatz), conspicatus (erblickend; als er sah, was sich abspielte) decimam legionem subsidio nostris misit (schickte er die 10. Legion den Unseren (Unsrigen) zur Unterstützung). Qui cum (Als diese) ex equitum et calonum fuga (aus der Flucht der Reiter und Troßknechte), quo in loco (in welcher Lage) res esset (die Sache war; wie es stand) quantoque in periculo und in welcher Gefahr) et castra et legiones et imperator versaretur (sowohl das Lager als auch die Legionen als auch der Feldherr sich befand; schwebte), cognovissent (erfahren hatten), nihil ad celeritatem sibi reliqui fecerunt ("machten sie für sich (zu ihrem Vorteil) nichts des Übrigen hinsichtlich der Schnelligkeit"; d.h.: in punkto Schnelligkeit machten sie nichts anderes, als eben schnell zu sein; sie ließen es nicht an Schnelligkeit fehlen; TEUBNER-KOMMENTAR von 1902, S. 68).-
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So war das damals im Krieg. Du oder ich!
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ex superiore loco: das Lager der Belger lag 13 m höher; TEUBNER-KOMM.
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Ave Caesar!

Sonntag, 25. Mai 2014

OPTIO ET TESSERARIUS

Auf S. 9 von A. Strassmeir/ A. Gagelmann "Das Heer des Varus" findet man eine äußerst gelungene Illustration zweier römischer "PRINCIPALES" (Unteroffiziere). Beide tragen einen langen Stab mit einer Kugel am Ende. Die Funktion des Stabes ist nicht ganz geklärt. Vermutlich diente es dazu, um Soldaten, die zurückfielen oder keine rechte Lust mehr zum Kämpfen hatten, in die Reihe zurückzustoßen. Nicht gerade sanft, diese Methode, aber womöglich effektiv. Dafür spricht auch, daß beide Unteroffiziere hinter den Reihen agierten.
1) Der OPTIO: Er trägt einen Bronzehelm (Typ Weisenau/ Nijmegen), Kettenpanzer plus Schulterschienen (sog. Hybridpanzer), darunter ein Wams (SUBARMALIS), ein "GLADIUS" (Typ Mainz; Elfenbeingriff), "PUGIO" (Dolch), zwei gekreuzte Gürtel für die Waffen, "CALIGAE" (Militärsandalen) und ein "SAGUM" (Mantel) mit einer AUCISSAFIBEL.
Sein Gesichsausdruck: Diesen würde ich als abwartend, kritisch und ein wenig herausfordernd einstufen. So nach dem Motto: "Wasse du wolle?"- Der Soldat könnte sich mal wieder rasieren!
Statur: robust bis gestählt.
Der OPTIO war der Stellvertreter des CENTURIO. Er war ein "DUPLICARIUS" (jemand, der doppelten Sold bekam).
2) Der TESSERARIUS: Er trägt TUNICA, Halstuch (FOCALE), Mantel, Wehrgehänge, außerdem eine PAENULA mit roten Streifen, Leibbinde (FASCIA VENTRALIS) mit Geldbeutel, darüber: gekreuzte Gürtel, Dolch (mit kunstvoll gearbeiteter Scheide), Schwert mit Handschutz), bunte Socken in den Sandalen. Er hält ein Notizbuch (Holztäfelchen, mit Wachs beschichtet; Schreibstift aus Eisen). Alles in allem "très chic"!
Sein Gesichtsausdruck: Entschlossen, verwegen (was noch durch den angedeuteten Bart verstärkt wird), durchdringender Blick, etwas unfreundlich, jedoch nicht unsympathisch, macht einen "wichtigen" Eindruck (un importante).
Der TESSERARIUS war derjenige, der die Parole ausgab. Weitere Funktionen: Wach-und Innendienst (sehen, daß alles läuft). Er war ein "SESQUIPLICARIUS" (einer, der anderthalbfachen Sold bezog).
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Quelle: A. STRASSMEIR/ A. GAGELMANN: DAS HEER des VARUS. Römische Truppen in Germanien um 9. n. Chr. Teil 1: Legionen und Hilfstruppen, Bekleidung, Trachtzubehör, Schutzwaffen. Aus der Reihe: Heere und Waffen, Bd. 14. Berlin 2011.
Das Buch ist bestens recherchiert und mit Liebe zum Detail gemacht. Besonders eindrucksvoll sind die sehr schön gemachten, lebensnahen Illustrationen, durch die man sich die römischen Soldaten wahrhaft vorstellen kann. Sie werden durch die Zeichnungen gleichsam zum Leben erweckt. Das Buch ist ein absolutes Muß für jeden Römerfan, aber auch für Germanenfans (man muß schließlich die Gegenseite resp. den Feind genau kennen!).
Unbedingt lesen, besser "durchstudieren"!
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Centurio

Montag, 5. Mai 2014

FEINDE ROMS: DIE DAKER

Nemo est, qui nesciat DACOS ferocissimos saevissimosque fuisse. Saepe trans Danuvium in Imperium Romanum invadebant. Tres expeditiones eos puniendi causa Romanis male evenerunt! PHIL BARKER scribit: "Roman punitive expeditions sent by Domitian in 85 and 87 A.D. ended in disaster, and a third in 88 A.D., although claimed as a victory, ended in the Romans giving hostages and paying tribute."
Imperatore Traiano vero Romani duo bella maiora contra Dacos gesserunt (annis 101-102 et 105-106 p. Chr. n.). Quibus bellis Dacia omnis subacta et provincia facta est.
Plerique Dacorum peditatus erant. Non in conferta acie pugnabant. Quorum arma hastae (lanceae; anglice: javelins), scuta, gladii breves aut longi erant. Pauci cum arcu armati erant (Barker: recurved composite bow). Telum maxime terribile "falx" erat, ferrum longum atque curvum perticae affixum. Falce duabus manibus utebantur. PHIL BARKER scribit:
"However, the weapon that caught the Roman imagination most was the Falx...This seems to have been especially the weapon of the Dacian's Bastarnae allies...".
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text by
Centurio

Freitag, 2. Mai 2014

DES INDUTIOMARUS ENDE (CAESAR: BELL. GALL. V, 58)



DES INDUTIOMARUS ENDE (CAESAR: BELL. GALL. V, 58)
Cum (Als) maiore in dies contemptione (mit von Tag zu Tag größerer Verachtung; größer werdender V.) ad castra accederet (er zum Lager hinkam), nocte una (in einer Nacht) intromissis equitibus (nachdem er die Reiter hineingeschickt hatte; Subjekt ist Labienus) omnium finitimarum civitatum (aller benachbarter Stämme), quos arcessendos curaverat (die er hatte herbeiholen lassen; wörtl: er hatte dafür gesorgt, daß diese "Herbeizuholende" sind; relative Verschränkung; das Gerundiv bei "curare": prädikativ zur Bezeichnung des Zwecks) tanta  diligentia (mit so großer Sorgfalt) omnes suos (alle (all die) Seinigen) custodiis (durch Wachen) intra castra (innerhalb des Lagers) continuit (hielt er), ut (so daß) nulla ratione (auf keine Weise) ea res (diese Angelegenheit) enuntiari (verraten verkündet; "breitgetreten" werde) aut ad Treveros (oder zu den Treverern) perferri posset (überbracht werden konnte).
Interim (Inzwischen) ex consuetudine cotidiana (gemäß seiner täglichen Gewohnheit) Indutiomarus (I.) ad castra accedit (kommt zum Lager hin) atque ibi (und dort) magnam partem diei consumit (verbringt er einen großen Teil des Tages; equites (die Reiter) tela coniciunt (schleudern Wurfgeschosse) et magna cum contumelia verborum (und mit großer "Schmähung der Worte"; Beleidigung;  unter lauter Schimpfereien; Teubner-Kommentar; genitivus appositivus!) nostros ad pugnam evocant (fordern sie die Unsrigen zum Kampf auf). Nullo ab nostris dato responso (Nachdem keiner von den Unsrigen eine Antwort gegeben hatte), ubi visum est (sobald es gut schien) sub vesperum (gegen Abend) dispersi ac dissipati (zerstreut und auseinandergetrieben) discedunt (gehen sie weg; verschwinden sie).
Subito (Plötzlich) Labienus (L.) duabus portis (aus zwei Toren) omnem equitatum (die ganze Reiterei) emittit (schickt heraus); praecipit atque interdicit (er befiehlt und untersagt) perterritis hostibus (nachdem die Feinde völlig eingeschüchtert) atque in fugam coniectis (und in die Fluch geschlagen waren)-quod fore, sicut accidit, videbat- (was er sah; voraussah, daß es sein werde; kommen müsse, so wie es wirklich (tatsächlich) geschah)-unum omnes petant Indutiomarus (daß alle allein den Indutiomarus angreifen sollten; abhängig von "praecipit"), neu quis (und keiner; und nicht irgendwer; abhänging von "interdicit") quem alium (irgendeinen anderen) vulneret (verwundet), quam illum interfectum videbat (als bis er sah, daß jener getötet sei), quod (weil) mora reliquorum (durch die Verzögerung (bei der Vefolgung) der übrigen) spatium nactum illum effugere nolebat (er nicht wollte, daß jener, Zeit gewinnend; dadurch daß..., entfliehe; entfliehen könne); magna proponit iis, qui occiderint, praemia (eine goße Belohnung stellt er denjenigen in Aussicht, die ihn getötet haben); submittit cohortes (er sendet die Kohorten nach) equitibus subsidio (den Reitern zum Schutz).-
Comprobat hominis consilium fortuna (Das Schicksal heißt (billigt) den Plan des Mannes; "die menschliche Berechnung rechtfertigt der Erfolg"; Teubner-Kommentar) et, cum (und, weil) unum omnes peterent (alle den einen angriffen), in ipso fluminis vado (noch in der Furt des Flusses) deprehensus (ergriffen) Indutiomarus interficitur (wird Indutiomarus getötet; niedergemacht) caputque eius (und sein Kopf) refertur in castra (wird zum Lager zurückgebracht); redeuntes equites (die zurückkehrenden Reiter), quos possunt (die sie können) consectantur (verfolgen) atque occidunt (und machen sie nieder).-
Hac re cognita (Nachdem sie diese Sache erfahren hatten) omnes Eburonum et Nerviorum (alle Eburonen und Nervier) et, quae convenerant, copiae (und die Truppen, die zusammengekommen waren) discedunt (gehen weg; "machen sich vom Acker"), pauloque habuit post id factum Caesar (und Caesar hatte ein wenig nach diesem Geschehen) Galliam quietiorem (ein etwas ruhigeres Gallien).
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magnam partem diei consumit: hatte der sonst nichts zu tun?
videbat=suspicabatur=er ahnte; vermutete
qui occiderint: REGULA 19 (Teubner-Kommentar):
"Wenn die Beziehung auf die Zukunft schon im übergeordneten Satze (sic!) ausgedrückt ist, wird im untergeordneten der Konj. Fut. I durch den Konj. Präs. oder Impf., der Konj. Fut II durch den Konj. Perf. oder Plusqpf. ersetzt, je nachdem das regierende Verbum ein Haupt-oder Nebentempus ist."
So sei es!
Fut II: der ihn getötet haben wird=der ihn tötet.
Oder: der, wie er sagt, ihn getötet habe.
Andere Möglichkeit: Kausaler Nebensinn: weil er ihn getötet habe/ hat.
petere aliquem=auf jemanden eindringen
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Ganz schön tapfer: alle gegen einen!
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Lang lebe INDUTIOMARUS, DUX TREVERORUM!
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Teubners Schülerausgaben griech. u. lat. Klassiker: Caesar Gall. Krieg; Erklärungen, hrsg. v. Prof. F. Fügner, Leipzig, Berlin 1902.---


Montag, 28. April 2014

IDISTAVISO: 16 A. D.: NACH PHIL BARKER

Die Situation: "Germanicus with 8 Legiones and auxiliaries attacked a wooded hill occupied by Arminius and his Germans."
Die Hauptmacht der Germanen befand sich am Waldrand auf den Flanken. ARMINIUS stand mit der Reserve weiter oben auf dem Hügel hinter dem Zentrum.
Die Römer rückten in einer Linie vor, erst die Hilfstruppen (Auxilia), dann die Bogenschützen, zum Schluß die Legionen. Die Germanen stürmten auf die Römer los und wurden "kalt erwischt": auf den Flanken von der Kavallerie und von vorne von der Infanterie. Das war's dann. Die Germanen versuchten in die Wälder zu entkommen. Als andere römische Einheiten in die Wälder eindrangen, flohen auch die Germanen, die in Deckung lagen. ARMINIUS griff die Römer hügelabwärts an. Es gelang ihm aber nicht, die Auxilia zu durchbrechen, so daß er zurückgeworfen wurde. Er floh verwundet auf seinem Pferd. 
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Heil, ARMINIUS, dux noster!

ANGRIVARII BOUNDARY: 15 A.D. NACH PHIL BARKER

ARMINIUS versuchte GERMANICUS aus dem Hinterhalt anzugreifen. Der Ort war eine enge, mit Wasser vollgelaufene Ebene zwischen den Wäldern und einem breiten Strom. Dort befand sich ein Wall, der die Ebene blockierte. Hinter dem Wall hatte ARMINIUS seine Infanterie aufgestellt. Die Kavallerie hielt er verborgen in den Wäldern zurück, um damit (unerwartet und plötzlich) die römische Nachhut anzugreifen.
Doch GERMANICUS roch Lunte, rückte mit der Infanterie gegen den Wall vor und drang in den Wald ein. Der erste Angriff jedoch scheiterte. Dann wurde erneut unter gleichzeitigen Pilensalven angegriffen. Diesmal gelang der Angriff. Dann rückte GERMANICUS in den Wald vor, wo sich die meisten Germanen befanden. Obwohl das Terrain für die Römer nicht gerade geeignet war, kämpften sie besser. ARMINIUS laborierte an einer alten Wunde und war daher nicht im Vollbesitz seiner Kräfte. Es gelang ihm deswegen nicht richtig, seine Leute zu motivieren, indem bzw. obwohl er in der ersten Reihe kämpfte. Dennoch hielten die Germanen bis zu Abenddämmerung durch. Die Verfolgung durch die römische Kavallerie war unentschlossen und somit schwach.
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Es lebe ARMINIUS, liberator Germaniae!

Freitag, 11. April 2014

NOVEMBER 54 V. CHR. IN DER GEGEND VON TONGERN (GALLIA BELGICA)


Eine ganze LEGIO plus fünf weitere COHORTES liegen im Winterquartier im Stammesgebiet der EBURONES. Es war militärischer Usus nach den Sommerfeldzügen "IN HIBERNA" zu gehen. Dort wartete man auf besseres Wetter.
Die Lager waren standardisiert: Die Form des Lagers war annäherungsweise quadratisch. Das vordere Tor hieß PORTA PRAETORIA, das hintere PORTA DECUMANA. Die beiden Seitentore waren die PORTA PRINCIPALIS DEXTRA und die PORTA PRINCIPALIS SINISTRA. Das Lager wurde von zwei Hauptstraßen durchschnitten: von der VIA PRAETORIA vom vorderen zum hinteren Tor und die VIA PRINCIPALIS von einen Seitentor zum anderen. Rechts und links von der VIA PRAETORIA lagen die Baracken der COHORTES, ganz außen am Wall die der SOCII. Südlich der VIA PRINCIPALIS lagen die Unterkünfte der PRAEFECTI SOCIORUM und der TRIBUNI (1. Reihe), dann kamen die der EVOCATI, der LEGATI, das QUAESTORIUM und das PRAETORIUM (2. Reihe) und schließlich die der AUXILIA (3. Reihe). Befestigt waren sie "VALLO FOSSAQUE" sowie "TURRIBUS". Das nannte man "CASTRA MUNIRE" oder "COMMUNIRE". Der Graben war doppelt so breit wie tief. Caesars Lager an der Aisne hatte einen Graben, der 18 röm. Fuß breit war (das sind 5 m) und 9-10 Fuß tief. Der Wall war ungefähr 3, 5 m hoch und mind. ebenso breit. Auf ihm standen Türme und Geschütze sowie einer Brustwehr (LORICA), die aus geflochtenen Deckschirmen (PLUTEI) und Zinnen (PINNAE) bestand.
Länge des Walls: Quadratwurzel aus der Zahl der Kohorten mal 200!
Doch zurück zu unserem Lager bei Tongern (in der Provinz GALLIA BELGICA). Das römische Lager wurde von den EBURONEN mit Lebensmitteln versorgt. Die Stammesfürsten dieses germanischsprachigen Volkes waren AMBIORIX und CATUVOLCUS. Doch irgendwann hatten die EBURONEN keine rechte Lust mehr, die Römer mit "Carepaketen" zu versorgen. Bestärkt durch einen Aufstand an einem anderen Ort und durch INDUTIOMARUS, Anführer der TREVERER (Moseltal), überfielen sie einen Trupp Römer und töteten sie. Dann stürmten sie das Lager, wurden aber durch Wurfgeschosse zurückgeschlagen. Die beiden Stammesführer, die als gute Verbündete der Römer dastehen wollten (wer's glaubt, wird selig), versuchten diese zu beschwichtigen, indem sie behaupteten, daß der Angriff lediglich von einigen Leuten durchgeführt worden sei, die ihr Temperament nicht so ganz im Griff hätten (heute würden wir sagen: die ein Gewaltproblem hätten). Dann erklärten sie, daß es einen noch größeren Aufstand geben werde und daß eine ungeheure Menge von Germanen vom Osten her im Anmarsch sei, um in Gallien einzufallen. Es gebe aber (wundersame) Rettung (in Form ihrer selbst und der Eburonen). Wenn  die Römer und Eburonen nämlich ihre Kräfte vereinigten, dann könnten sie einen gesicherten Abzug zu einem der beiden Lager garantieren, die sich 80 km südwestlich bzw. südöstlich befanden. Nun war guter Rat teuer. "Was tun", sprach Zeus?
Die Kommandeure der Römer waren die LEGATI QUINTUS TITURIUS SABINUS und LUCIUS ARUNCULEIUS COTTA. Sie hielten lange Kriegsrat, da sie sich nicht einig waren. COTTA wollte ausharren und sich verschanzen, wohingegen SABINUS kalte Füße bekam und abmarschieren wollte. Als er die Soldaten gegen COTTA aufbrachte, gab dieser schließlich nach, um nicht die Einigkeit unter den Offizieren zu gefährden. Dies sollte schicksalhafte Folgen haben.
Die Römer zogen also ab. Da sie naiverweise Ambiorix und co. glaubten, allerdings nicht in Gefechtsformation, sondern in einer langen Marschkolonne.Sie kamen durch dichte Wälder und in ein tiefes Tal. Da plötzlich erschienen die Eburonen oben auf zwei Seiten und ließen einen Geschoßhagel (Speere, Pfeile, Schleudergeschosse) auf die Römer niedergehen. Sabinus verlor die Nerven. Cotta, der Realist, dem die Sache von Anfang an nicht geheuer war, reagierte besser und formierte seine Leute zu einem Quadrat. Doch die Eburonen waren clever genug, nicht direkt anzugreifen. Immer wenn die Römer einen Ausfall machen wollten, gab es Geschoßhagel. Das ging so ganze acht Stunden (war bestimmt nicht lustig). Sabinus wollte verhandeln und versuchte mit Ambiorix zu reden. Cotta, von einenm Schleudergeschoß im Gesicht getroffen, lehnte dies rigoros ab. Dies sei unrömisch. Wahrscheinlich war Cotta lediglich ein Sturkopf. Die Eburonen hatten anscheinend wenig Sinn für Rhetorik und ließen Sabinus nicht ausreden. Mitten in seinem Redeschwall wurde er niedergemacht. Das war für die Eburonen das Signal, zum Nahkampf überzugehen. Cotta und viele seiner Leute fielen unten im Tal, tapfer kämpfend. Einige Einheiten konnten sich jedoch geordnet zum Lager zurückziehen.
Die Mehrzahl der 7000 Legionäre war gefallen.
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Quelle: PETER HEATHER: DER UNTERGANG DES RÖMISCHEN WELTREICHS
            TEUBNERS SCHÜLERAUSGABEN: CAESARS GALLISCHER KRIEG, Leipzig, Belin 1902.
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Lang lebe Ambiorix, unser Häuptling!
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text
by me

Samstag, 5. April 2014

TACITUS: AGRICOLA 28: DER SOG. USIPEREXKURS (ODER AUCH: DIE USIPER MACHEN EINEN "LUSTIGEN AUSFLUG"


Eadem aestate (Im selben Sommer) cohors Usiporum (eine Kohorte der Usiper) per Germanias conscripta ((ringsum) in Germanien ausgehoben) et in Britanniam transmissa (und nach Britannien hinübergeschickt) magnum ac memorabile facinus ausa est (wagte (leistete sich) eine große und erwähnenswerte (denkwürdige) Schandtat). Occiso centurione ac militibus (Nachdem ein Hauptmann und Soldaten getötet worden waren; nachdem sie...hatten), qui ad tradendam disciplinam (die zum Lehren der Disziplin; um ihnen Disziplin beizubringen) immixti manipulis (unter die Manipel (=jew. 2 centuriae) "gemischt"; eingeschleust) exemplum et rectores habebantur (für ein/ als Beispiel und Lenker galten), tris liburnicas adactis per vim gubernatoribus ascendere (nachdem Steuerleute dazu getrieben worden waren; nachdem sie...gedrängt hatten, drei Liburnen (leichte Schnellsegler) zu besteigen); et uno renavigante (und weil einer zurücksegelte), suspectis duobus (nachdem die zwei anderen verdächtigt worden waren; wurden die zwei anderen beargwöhnt) eoque interfectis (und deswegen getötet worden waren); und wurden getötet), nondum vulgato rumore (und weil sich das Gerücht noch nicht verbreitet hatte; weil es noch nicht verbreitet worden war) ut miraculum praevehebantur (fuhren sie wie ein Wunder (eine Erscheinung) voraus; vorbei). Mox ad aquandum (Bald zum Wasserholen) atque utilia raptum egressi (und zum Raub des Notwendigen "herausgegangen" (aus den Schiffen; sie landeten also) et cum plerisque Britannorum (und mit sehr vielen Briten) sua defensantium (das Ihre=ihre Habe verteidigend; die...verteidigten; "der das Ihre verteidigenden Britanniern; part coni. gen. pl.+Obj.) congressi (zusammenstoßend; als sie...zusammenstießen) ac saepe victores (und oft als Sieger) aliquando pulsi (manchmal; bisweilen geschlagen), eo ad extremum inopiae venere (kamen sie "zum Äußersten der Not"; des Mangels; gerieten sie in große Not), ut infirmissimos suorum (so daß sie die Schwächsten der Ihren), mox sorte ductos (bald die durch Los gezogenen) vescerentur (verzehrten). Atque ita circumvecti Britanniam (Und so Britannien umfahrend), amissis per inscitiam regendi navibus (nachdem (weil) die Schiffe durch Unkenntnis des Steuerns (in der Navigation) verlorengegangen waren), pro praedonibus habiti (für Seeräuber gehalten; weil sie...), primum a Suebis, mox a Frisiis intercepti sunt (sind sie zuerst von Sueben, bald (darauf) von Frisen gefangen (abgefangen) worden). Ac fuere quos (Und es sind welche gewesen, die; es gab welche, die) per commercia venumdatos (durch Handel verkauft) et in nostram usque ripam (und bis zu unserem Ufer (Küste) mutatione ementium (durch den Wechsel der Kaufenden=Käufer) adductos (herangeführt; kommend) indicium tanti casus inlustravit (die Anzeige (der Bericht) eines so großen Falles (Schicksals) berühmt gemacht hat).
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Die Usiper hielten anscheinend nicht viel von Disziplin. Antreiber mochte sie auch nicht. Doch wenn man schon Schiffe klaut, sollte man wenigstens vorher einen Kurs über Navigation in der Volkshochschule belegen.
vescerentur: von "vesci" (Deponens); es gibt in der Seefahrtsgeschichte einige traurige Beispiele davon!
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Die "Liburnen" stammen-wie sollte es anders sein-von den Liburnern (Volk an der Küste Kroatiens/ Dalmatiens).
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Die Usiper, mit den Tenkterern verwandt, siedelten zwischen Lippe und Nordsee.
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Natürlich umfuhren sie (obwohl "frisch gestärkt") Britannien nicht; dazu waren sie viel zu unfähig. sie schipperten lediglich ein wenig an der Ostküste rum.
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Tribunus

Dienstag, 1. April 2014

EIN ALTER HÜGEL ERZÄHLT VOM GALLISCHEN KRIEG (NACH CAESAR: BELL. GALL. I, 23/ 24)


Ich bin schon sehr alt und habe viel gesehen. Heute sieht es hier sehr friedlich aus, doch das  war nicht immer so. Vor über 2000 Jahren-für euch ist das schon eine Ewigkeit her, für mich ist es gerade einmal wie gestern-standen hier die römischen Legionen unter ihrem Oberbefehlshaber Caesar.
Was war geschehen?-Der keltische Stamm der Helvetier hatte sich mit Caesar angelegt, vielleicht war es aber auch andersherum.
Diese verspürten plötzlich das Verlangen, die Römer anzugreifen. Also änderten sie ihren urprünglichen Plan (commutato consilio), machten kehrt (itinere converso) und griffen die Römer von hinten an (nostros a novissimo agmine insequi ac lacessere coeperunt). Ganz schön unfair!
Caesar "checkte" die Lage (Postquam id animadvertit) und führte seine Truppen zum nächsten Hügel (copias suas Caesar in proximum collem subducit). Zunächst mußte die Reiterei ran (equitatumque...misit). Sie sollte nämlich den Ansturm der Feinde auffangen bzw. aufhalten (qui sustineret hostium impetum). Außerdem sollte sie die Helvetier beschäftigen, damit Caesar seine Infanterie in aller Ruhe aufstellen konnte. In der Zwischenzeit (interim) stellte er auf halber Höhe (in colle medio) die sog. dreifache Kampfordnung auf (triplicem aciem instruxit), bestehend aus vier Veteranenlegionen. Ganz oben (in summo iugo) ließ er zwei neuausgehobene Legionen (XI und XII) aus der "Gallia citerior" Aufstellung nehmen sowie die gallischen Auxiliarverbände. Anscheinend hatte Caesar größeres Vertrauen zu den altgedienten Soldaten (als zu den "greenhorns" oben auf dem Berg).
Dies hatte nun zur Folge, daß der ganze Hügel über ihm voll mit Männern war. Das bedeutet: Caesar stand also ziemlich weit vorne, anders als heutige Generäle. Dann ließ er das ganze Gepäck (sarcinas) an einen Ort zusammentragen. Dieser wurde von der oberen Reihe gesichert, nach dem Motto: Laßt mal die anderen kämpfen, die können das eh besser. Ihr bewacht hier den ganzen Plunder!
Unterdessen folgen die Helvetier mit all ihren Karren nach und bringen den Versorgungskonvoi an einen Ort. Dann formieren sie sich in dichter Ordnung (confertissima acie) und schlagen die römische Reiterei in die Flucht. Dies war weniger tragisch, als es sich zunächst anhört, und vielleicht sogar einkalkuliert, da die Reiterei vermutlich nur die Aufgabe hatte zu plänkeln. Nachdem also die Helvetier eine "Phalanx" gebildet hatten (phalange facta), rückten sie gegen die erste Reihe der Römer von unten her vor. "Viel Spaß", kann man da nur sagen. Von unten ist immer schlecht! Stichwort "Höhenvorteil"!
Irgendwann war der Spuk wieder vorbei und ich hatte für 2000 Jahre relative Ruhe. Die Römer haben übrigens gewonnen. Wer möchte kann mit einer Landkarte meine Lage ermitteln (falls dies heute noch möglich ist) und mich besuchen. Vielleicht findet er dann einige römische Münzen oder eine Pilumspitze.
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by tribunus

Samstag, 29. März 2014

TACITUS: AGRICOLA 24: 5. KRIEGSJAHR


Quinto expeditionum anno (Im 5. Jahr der Expeditionen; Kriegszüge; Feldzüge) nave prima transgressus (a: mit dem ersten Schiff hinübergehend; erg: über das Meer; als er über das Meer setzte; setzte er über das Meer und...; b: setzte er am Anfang über das Meer; prima, orum, n.=Anfang; c: vere primo=am beginnenden Frühling; zu Beginn des Frühlings; Becker; Textüberlieferung unklar!) ignotas ad id tempus gentis (bis zu dieser Zeit; bis heute (bisher) unbekannte Völker) crebris simul ac prosperis proeliis domuit (bezwang; unterwarf er in häufigen (zahlreichen) und zugleich (auch) erfolgreichen Kämpfen (Gefechten) eamque partem Britanniae (und diesen Teil Britanniens) quae Hiberniam aspicit (der Irland "anschaut", i. e. gegenüberliegt) copiis instruxit (versah; belegte besetzte (Dorminger) er mit Truppen), in spem magis quam ob formidinem (mehr aus Voraussicht (Dorminger) als wegen der Furcht), si quidem Hibernia (da ja Irland) medio inter Britanniam atque Hispaniam sita (in der Mitte zwischen Britannien und Spanien gelegen; geographisch falsch!) et Gallico mari opportuna (und für das gallische Meer günstig; geeignet gelegen) valentissimam imperii partem (den mächtigsten; stärksten Teil des Reichs) magnis in vicem usibus miscuerit (mit großem Nutzen auf beiden Seiten; mit beiderseitigem; gegenseitigem Nutzen "vermischt"; "vereinigen könnte"; d. h. Irland könnte...von größtem Nutzen sein! Konj. Perf. Pot.). Spatium eius (Dessen Größe; seine Weite), si Britanniae comparetur (wenn es mit Britannien verglichen wird) angustius (ist "enger"; geringer; dessen geringere Größe), nostri maris insulas superat (es übertrifft aber die Inseln unseres Meeres). Solum caelumque (Der Boden; die Beschaffenheit des Bodens und das Klima) et ingenia cultusque hominum (und die Wesensart; das Naturell und Lebensweise der Menschen) haud multum a Britannia differunt (unterscheiden sich nicht viel von Britannien; kaum): interiora parum (das Innere zu wenig; nicht genug; kaum), melius aditus portusque (besser aber die Zugänge; Zufahrten; Landeplätze; Anlegeplätze und Häfen) per commercia et negotiatores cogniti (sind durch Handel (Verkehr) und Händler (Kaufleute) bekannt). Agricola (A.) expulsum seditione domestica unum (einen durch einen "häuslichen" Aufstand (d. h. bei sich zuhause; in seinem Stamm) Vetriebenen ex regulis gentis (aus/ von den Kleinkönigen des Volkes) exceperat (hatte aufgenommen) ac specie amicitiae (und unter dem Schein; Vorwand der Freundschaft) in occasionem retinebat (hilet er ihn für eine günstige Gelegenheit; für einen günstigen Zeitpunkt zurück). Saepe ex eo audivi (Oft habe ich von ihm gehört) legione una et modicis auxiliis (mit einer einzigen Legion und "mäßigen"=geringen Hilfstruppen; mäßig Hilfstruppen) debellari et obtineri Hiberniam posse (könne Irland niedergekämpft; bezwungen und besetzt gehalten werden; eingenommen; behauptet werden); idque (und dies) etiam (auch; sogar) adversus Britanniam  profuturum (werde gegen Britannien nützen; von/zum Vorteil sein), si Romana ubique arma (wenn überall römische Waffen sind) et velut e conspectu (und wie aus dem Blickfeld; gewissermaßen; gleichsam sozusagen vor/ aus den Augen aller) libertas tolleretur (die Freiheit (des Gegners) beseitigt; entfernt; aufgehoben würde).
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nave prima transgressus: unklare Überlieferung!-
"Die textliche Überlieferung ist unklar. Entweder meint Tacitus, daß Agricola als erster im zeitigen Frühjahr die Meerfahrt wagte, oder, daß er als erster Römer die Fahrt in den Firth of Clyde unternahm. Da er von bisher unbekannten Stämmen spricht, kann es sich nur um die im Norden bis zur schottischen Grenze ansässigen Stämme handeln."
TACITUS: AGRICOLA; DIALOG ÜBER DEN REDNER; Goldmann gelbe Taschenbücher, übertragen, eingeleitet und erläutert von Georg Dorminger München o. J., S. 37.
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Tribunus

Donnerstag, 27. März 2014

CORNELII TACITI DE VITA ET MORIBUS IULII AGRICOLAE LIBER, CAPUT 23: VIERTER SOMMER


Quarta aestas (Der vierte Sommer) obtinendis (Gerundiv; für die zu behauptenden (Gebiete); für die Behauptung und Sicherung dessen) quae percucurrerat (die er durcheilt hatte; Objektsatz zum Gerundiv) insumpta (ist verwendet worden; bezogen auf "aestas"); ac si virtus execituum (und wenn die Tapferkeit (der Heldenmut; Georg Dorminger) der Heere) et Romani nominis gloria (und der Ruhm des römischen Namens) pateretur (es zuließe), inventus in ipsa Britannia terminus (genau hier in Britannien ist eine Grenze gefunden worden; wenn die...eine Begrenzung zuließe, gerade hier in Britannien ist sie gefunden worden). Namque Clota et Bodotria (Denn der Firth of Clyde und der Firth of Forth; namque=verstärktes "nam") diversi maris aestibus (durch die Fluten (Brandung) des entgegengesetzten Meeres (zweier gegenüberliegender Meere) per immensum revectae (über eine ungeheure Strecke zurückgeführt; medial: zurückführend; "ins Land...hineinschneidend" (G. Dorminger) revectae: bezogen auf Clota und Bodotria; daher fem. Plural), angusto terrarum spatio dirimuntur (werden "durch einen engen Raum der Länder"; "durch einen nur ganz schmalen Landstreifen; G. Dorminger) getrennt): quod (dieser; bezogen auf "spatium") tum praesidiis firmabatur (wurde damals durch (miltärische) Posten (Befestigungen) abgesichert; befestigt;) atque omnis propior sinus tenebatur (und die ganze "nähere" (näher gelegene) Meeresbucht; Meeresküste wurde (besetzt) gehalten; eingenommen), summotis velut in aliam insulam hostibus (nachdem die Feinde wie auf eine andere Insel vertrieben worden waren; dadurch daß die...).
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praesidiis: wurde durch Ausgrabungen nachgewiesen!
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So war das damals im Krieg!
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Tribunus

Dienstag, 25. März 2014

CN. IULIUS AGRICOLA: CURRICULUM VITAE BREVE

AGRICOLA war der Schwiegervater des berühmten Historikers TACITUS. Dieser setzte ihm mit seiner Biographie "Agricola" ein Denkmal für die Ewigkeit. TACITUS beschreibt AGRICOLA als einen aufrechten   und tapferen Ehrenmann von altrömischer Wesensart sowie als einen hervorragenden Statthalter.
Leben: 40-93 n. Chr.
Herkunft: ritterlich-senatorische Familie; aus der Provincia Narbonensis stammend
6o n: als Offizier in Britannien
70-73 n: als legatus legionis in Britannien
74-76 n: Statthalter von Aquitanien
77 n: Konsul
77/8-84/5 n: Statthalter von Britannien: Es gelang ihm, die Grenzen des Imperiums bis in die schottischen Highlands vorzuschieben. Eine Flotte kam sogar bis zur Nordspitze Schottlands.
AGRICOLA verfügte über 4 Legionen plus Auxilia.
Bevor er Britannien ganz erobern konnte, wurde er von DOMITIAN zurückgerufen.
Quelle: Gondrom: Lexikon der Antike
"Die Taten berühmter Männer und ihr Charakterbild der Nachwelt zu überliefern ist seit jeher Brauch. Diesen Brauch hat nicht einmal unsere an ihren Zeitgenossen so uninteressierte Ära aufgegeben..."
Incipit des "Agricola".
Übers.: Georg Dorminger, Goldmann-Verlag.
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Tribunus

Samstag, 8. März 2014

DAS GERMANISCHE HEER: FACTA QUAEDAM

1) Die Germanen waren eine Kriegergesellschaft. Daher bekam man beim Erreichen der Volljährigkeit feierlich Schild und Lanze verliehen. Verbunden damit, war das Recht, diese Waffen zu tragen und am politischen Leben des Stammes teilzunehmen. Wenn es ernst wurde, mußte man daher mit. Drückebergerei gab es nicht. Wenn doch, wurde man im Moor versenkt.
(Dagegen ist die heutige Jugend als "Generation Weichei" einzustufen, die vom Konsum verdorben ist. Statt eines Schwertes gibt es heute technischen Plunder und Führerschein.)
2) Gekämpft wurde meistens zu Fuß. Gründe: Der Germane war als Infanterist effektiver.-Pferdezucht war mit großen Kosten und Aufwand verbunden. Dennoch gab es Reitereinheiten.
3) Germanische Kavallerie: Diese war besonders bei folgenden Stämmen weit entwickelt: Bataver, Usipeter, Tenkterer, Friesen.
4) Die Chatten: Dieser Stamm verfügte über gute Fußtruppen von hoher Moral und Disziplin.
5) Das Stammesaufgebot:=alle waffenfähigen Männer, also alle die eine Lanze "stemmen" konnten. Dieses Aufgebot war vermutlich nach Gauen und Sippen unterteilt. Wurde nur in Ausnahmesituationen einberufen (wie z.B. im Aufstand der Cherusker unter Arminius).
6) Elite: Aus jedem Gau wurden die 100 besten Kämpfer genommen=centeni (Hundertschaften). Diese waren verschworene und eingeschworene Männerbünde und Kampfgemeinschaften.
7) Gemischte Einheiten: Es wurden gemischte Infanterie-und Kavallerieeinheiten gebildet. Je ein Fußkämpfer und ein Reiter bildeten ein "team".
8) Größe des Aufgebots: nach antiken Quellen ca. 5000-6000 Mann. Die Sueben stellten pro Gau 100 Reiter und 2000 Mann zu Fuß (s. Caesar, Bell. Gall. 4, 1). Auf einen Reiter kamen also ungefähr 20 Fußkrieger.
9) Die Gefolgschaft:=comitatus; diese bildete nur einen kleinen Teil des Aufgebots. Die Mitglieder waren durch Treueeid verpflichtete Profikrieger (vgl. Tac., Germ. 13, 14). Anführer: ein Stammesfürst (princeps). Es war eine große Ehre, einer solchen Truppe anzugehören. Auch junge Männer aus anderen Stämmen wurden aufgenommen. Der Anführer versorgte seine Gefolgsleute, beteiligte sie an der Beute und beschenkte sie großzügig. Um das alles zu finanzieren, war es notwendig, ständig auf Raubzug zu gehen. (Die Geschäfte müssen laufen!) Außerdem war dies die einzige Möglichkeit, sich mit Ruhm zu bekleckern. Oft schlossen sich auch ganz normale Stammeskrieger an. Dabei sein ist alles!
10) Chattische Elitekrieger: Dies waren Veteranen, die man am langen Haar und am Bart erkannte. (Früher hätte man gesagt: Hat sich dein Frisör den Arm gebrochen?)-Sie trugen außerdem die Kleidung junger Krieger und einen Eisenring (vermutlich einen Halsring; vgl. Tac., Germ 11). Diese fochten stets in der ersten Reihe. Es ist daher nicht verwunderlich, daß es bei so einem Berufsbild hinderlich war, einen eigenen Hausstand zu gründen. Daher wurden diese Recken vom Stamm durchgefüttert. Sie kämpften buchstäblich bis zum bitteren Ende (also bis zum Umfallen bzw. "bis zur Altersschwäche"-so wie mein alter Fechtlehrer selig!)
12) Rangunterschiede: Es gab Statusunterschiede sowie Unterschiede der Bewaffnung. Reiter und Gefolgsleute hatten die besseren Waffen.
13) Der Kampfverband: Er konnte auch aus mehreren Stämmen bestehen. Anführer: der "dux" (s. Tac., Germ. 7) oder ein Angehöriger der "nobilitas". Beim "dux" zählte vor allem sein gutes Vorbild und seine "virtus" (und nicht die Herkunft).
14) Großverbände: Eher selten. Dennoch soll es dem Markomannenchef Marbod gelungen sein, 74 000 Mann zusammenzutrommeln.
15) Frauen: Standen hinter der Front als "cheer-leader" und sorgten für Stimmung.. Weitere Funktionen: Versorgung von Verwundeten, Verpflegung.
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Quelle: A. Strassmeir/ A. Gagelmann: Das Heer des Arminius (Germanische Krieger zu Beginn des 1. nachchristlichen Jahrhunderts; Heere und Waffen 11; Berlin 2009, S. 42-46.
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THOR, THE HAMMER

Sonntag, 23. Februar 2014

ALS DIE RÖMER FRECH GEWORDEN: DER BEGINN


FACTA QUAEDAM

1) 13 und 14 v. Chr: DRUSUS wird Statthalter in Gallien und darf sich mit den SUGAMBRERN herumschlagen.
2) 14 v: Beginn der Feldzüge ins rechtsrheinische Germanien. Gegner: USIPETER, TENCTERER, CHAUKEN, BRUKTERER, CHATTEN, CHERUSKER. Zweck: Sicherung Galliens.
3) 13 v: Spanische Truppen werden vermutlich an den Rhein verlegt.
4) 12 v: Die Flotte fährt über die FOSSA DRUSIANA in die Nordsee und in die Weser.
5) 11 v: Feldzüge bis an die Weser. Ausgangsbasis: XANTEN.
6) 10/ 9 v: Feldzüge durch die Wetterau bis zur Elbe. Ausgangsbasis: MAINZ. Auf dem Rückweg stürzt DRUSUS vom Pferd und verstirbt tragisch. In Mainz wurde zu seinen Ehren der sog. EICHELSTEIN (ein Kenotaph) errichtet.
7) Erste Miltäranlagen z.Z. der Feldzüge. Meistens Holz-Erde-Lager (im do-it-youself-Stil) sowie Marschlager (bessere Zeltplätze)
8) DORSTEN-HOLSTERHAUSEN: 9-10 Marschlager. Man fang viele Sandalennägel (2500) sowie Waffenfragmente (50)!
9) OBERADEN: 56 ha, nahe de Lippe, Maßnahme gegen die Sugambrer; 11-8/ 7 v.; Errichtung: Spätsommer 11 v. gemäß dendrochronologischer Untersuchungen; s. auch CASSIUS DIO: 54, 33, 4.
10) Lager in Hessen: RÖDGEN in der Nähe von Bad Nauheim; auf Anhöhe über dem kleinen Fluß Wetter; etwa 10 v. gebaut.
11) Keltische Höhensiedlung=oppidum (Kreis Gießen); 2.-1. Jh. v. (Spätlatènezeit). Wurde vermutlich 10/ 9 v. von den Römern zerstört. Funde elbgermanischer Waffen! Vermischung germ. und kelt, Elemente.
12) Siedlung NIEDERWEIMAR: ungefähr 70 v.-40 n. Ebenfalls Vermischung. Kontakte zu den Römern nachweisbar.
13) WALDGIRMES: wurde zum röm. Zentrum in dieser Region.
14) KASSEL-HEDEMÜNDEN (bei Kassel): Ringwall "Hüneburg"; röm. Funde (Münzen, Waffen); nach GROTE ein Standlager; außerdem: ein Marschlager.
15) Rampe, wohl kleiner Posten, 5 km davon entfernt; Sandalennägel, Riemenschnalle (von Schienenpanzer).
16) Kufunger Wald (1, 5 km Richtung Südwesten); Sandalennägel, Legionärsdolch
17) Weiterer Aßenposten: Ringwall "Kring"
18) 8/ 7 v: Abschluß der Offensive durch TIBERIUS.
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Quelle: Gnther Mossbauer: Die Varusschlacht
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Centurio

Sonntag, 9. Februar 2014

CHRONOLOGIA VINDOLANDAE SECUNDUM ERIC BIRLEY

1) Erste Festungsanlagen (Flavierzeit oder Zeit Trajans; vielleicht schon aus der Zeit des Agricola): Es gilt als gesichert, daß diese ab den 90er Jahren in Funktion waren.
2) WALLPERIODE I a: 125-163 n: keine Besiedlungsspuren in der Anfangsphase des Walls.
3) WALLPERIODE I b: 163-197 n: Um 163 wird eine neue Festung gebaut (Inschriften); Zerstörung (196/7 n.).
4) WALLPERIODE II: 200-297 n: Die 4. GALLIERKOHORTE baut die Festung wieder auf (Anf. 3. Jh.); erneute Zerstörung Ende 3. Jh.
5) WALLPERIODE III: 300-367 n: Erneuter Wiederaufbau (Anf. 4. Jh.); bis 367 n. dauerhaft besetzt.
6) 369- 400 n: Reparaturen; neue Gebäude ab 367 n.; der Posten wurde nach 400 n. aufgegeben. Ende.
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nach: ROBIN BIRLEY: VINDOLANDA.
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Praefectus

Montag, 27. Januar 2014

DER "MULIO": DAS ÄRMSTE SCHWEIN DER TRUPPE!

Jede "centuria" hatte eine Sollstärke von ca. 80 Mann und bestand aus 10 "contubernia" (Zeltgemeinschaften) zu je 8 Mann. Der Chef war der "centurio". Unterchef war ein "optio", der gleichzeitig sein Vertreter war.
Jedes "contubernium" verfügte über ein Lederzelt, 1 Handmühle, 1 Maultier für das Gepäck (und bestimmt auch über einen anständigen Bier-und Weinvorrat).
Zuständig für das Maultier war der MULIO, der nicht zur kämpfenden Truppe gehörte. Das Maultier meines Wissens auch nicht. Er war so etwas wie der A. vom Dienst und wurde gewiß oft diskriminiert. Doch jede Truppe hat ihren Soldat Schwejk und vielleicht war ja auch der MULIO in Wirklichkeit der Klügere, da er sich aus den ewigen Kämpfen heraushielt.
Vielleicht war er ja auch nur von der Menschheit (besonders von seinen Vorgesetzten) enttäuscht und hatte einen besseren Draht zu Tieren.
Optio: Ubi est mulio noster, iste homo?
Legionarius: Cum mulo colloquitur. Credo istum delirare.
Quelle: Günther Moosbauer: Die Varusschlacht.
(Alle Schüler, die nicht reüssieren, haben immer noch die Möglichkeit "muliones" zu werden (geringe geistige Voraussetzungen und Anforderungen). Sie fänden da sicher ein ihnen gemäßes Betätigungsfeld. Außerdem viel frische Luft und Umgang mit netten Maultieren. Denkt darüber nach!
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Have a nice day!
R.

Donnerstag, 9. Januar 2014

DER LIMES IM 4. JH. N.CHR.

KAISER DIOKLETIAN (284-305 n.): Dieser Kaiser errichtete neue Kastelle, hob neue Truppen aus und schuf die Provinz MAXIMA SEQUANORUM. So entstand z.B. das Kastell VITUDURUM (Oberwintherthur) 294. n. (s. Bauinschrift).
Unter DIOKLETIAN wurde das Reich von Grund auf neu organisiert: Es gab nun zwei "AUGUSTI", einen für den Osten und einen für den Westen. Daneben gab es zwei "CAESARES" (Unterkaiser). Diese Herrschaftsform wurde auch TETRARCHIE genannt. In dieser Zeit fungierten DIOKLETIAN und MAXIMIANUS als "AUGUSTI" und GALERIUS und CONSTANTIUS als "CAESARES".
An der germanischen Grenze entstanden weitere Militäranlagen: CAELIUS MONS=Kellmünz und PARRODUNUM=Burgheim
KAISER VALENTINIAN I. (364-375 n.): Er sorgte u.a. für den Ausbau der Donau-Iller-Rhein-Grenze.
Zu dieser Zeit hatten sich die Verhältnisse am LIMES stark verändert. Dies wird z.B. an EINING (ABUSINA) deutlich. Dort wurde in das Kastell eine kleinere Befestigung eingebaut (vielleicht mußte man ja sparen). In den restlichen Bereich der Anlage zogen die Bewohner des VICUS ein.
Errichtung von Befestigungen am Rhein und anderen Flüssen aus dem LIMESGEBIET: Diese Anlagen wurden BURGI genannt und waren sog. Schiffsländen.
Durch diese umfangreichen Maßnahmen konnte die Grenze bis ins 5. Jh. gehalten werden (m. E. mehr schlecht als recht).
In der VITA SEVERINI des EUGIPPUS lesen wir von der Evakuierung der romanischen Restbevölkerung nach LAURIACUM (Enns-Lorch) und FAVENIS (Mautern). Darin wird, so SCHALLMAYER, von einer rührenden "story" berichtet. Der heilige Mann traf nämlich (als er gerade wieder mal auf Seelenfang war) auf römische Truppen, die anscheinend den Untergang des weströmischen Reiches verschlafen hatten, denn die Soldaten warteten, immer noch auf ihrem Posten treu ausharrend, vergebens auf ihren Sold. Wahrscheinlich hatte man ihnen von höherer Stelle mitgeteilt: Your cheque is in the mail!
Besiedelung des rechtsrheinischen Gebietes: Dabei handelt es sich meist um ALEMANNEN, die alte römische Siedlungen einfach übernehmen (vielleicht weil es dort auch was zu holen gab, wie das Beispiel Groß Gerau zeigt). Die Römer machten aus der Not eine Tugend und erklärten diese Völker ganz einfach und pragmatisch zu "GENTES FOEDERATAE", d.h. sie durften dann die Grenzverteidigung gegen Ihresgleichen übernehmen (wahrscheinlich waren die auch noch stolz auf den job). Ganz ehrenamtlich scheint dies nicht gewesen zu sein, denn es gab reguläre Soldzahlungen aus der Kriegskasse (und bestimmt auch Geschenke in Form von Importware).
Das hielt aber ihre Stammesgenossen, die weiter im Osten siedelten, nicht davon ab, plündernd in Gallien einzufallen.   KAISER IULIANUS APOSTATA (361-363 n.) sah sich deshalb genötigt, einzugreifen (Schlacht von Straßburg; Spätsommer 357).
Weiterhin erfahren wir bei AMMIANUS MARCELLINUS (ca. 330-395 n.), daß die Römer mit Booten auf dem Main nach Osten einen Vorstoß machten und das "MUNIMENTUM TRAIANI" (damit ist wohl der LIMES gemeint) erreichten, das sie wieder in Stand setzten. Diese Befestigung, so AMMIAN, sei in alten Zeiten oft umkämpft gewesen. Die Kastelle wurden sodann mit sog "DEFENSORES" belegt, wahrscheinlich germanische FOEDERATI, was sich archaeologisch auch gut nachweisen läßt. Dies alles, meint AMMIAN etwas naiv, hätte bei den Germanen zu einem "Sinneswandel" geführt.
Ein weiteres Detail ist erwähnenswert: Der Feldzug der Römer (s.o.) führte laut AMMIAN in ein Gebiet namens "CAPPELATIUM und PALAS". "Capellare" bedeutet "abschneiden und "palus" "abgeschnittener Pfahl". Wahrscheinlich verbirgt sich dahinter die (dunkle) Erinnerung an den LIMES, der ja zumindest im obergermanischen Bereich eine Palisade mit Pfählen aufwies. Außerdem gebe es dort alte Grenzsteine, die das Gebiet der Römer von dem der Burgunder scheiden würden. EGON SCHALLMAYER glaubt, daß damit der sog. BAULANDLIMES (Osterburken, Jagsthausen, Öhringen etc.) gemeint sei, wo es schon seit langem Konflikte zwischen Alemannen und Burgundern gegeben habe.
CONCLUSIONES:
1) Der alte LIMES markiert nun die Grenze zwischen römisch-alemannischem Gebiet und nichtalemannischem (wahrscheinlich burgundischem) Gebiet.-
2) Es wäre nicht undenkbar, daß die BURGUNDER an dem Einfall (Raubzug) nach Gallien (s.o.) beteiligt waren. (Dabei sein ist alles!)
3) SCHALLMEYER weist darauf hin, daß der "raid" "über die Köpfe" der ALEMANNEN "hinwegging". Rom betrachtete deshalb die ALEMANNEN vielleicht weniger als FOEDERATI, sondern vielmehr "als Platzhalter der römischen Macht, d. h. als eigene Streitkräfte oder gar immer noch als Provinzialbevölkerung."
4) Die alte LIMESGRENZE war noch im 4. Jh. PROVINZGRENZE.
5) Rom gab zu keiner Zeit seinen Anspruch auf RECHTSRHEINISCHES LIMESGEBIET auf!
Dennoch blieb die Lage an der Grenze unsicher...und der euphorische Ausruf eines fröhlichen Redners "daß alles, was man jenseits des Rheins erblicke, römisch sei" reines Wunschdenken.
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NACH: EGON SCHALLMAYER: DER LIMES, GESCHICHTE EINER GRENZE, C. H. BECK-WISSEN, München 2006, S. 66-73.
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So sei es!
R. (Centurio)