Sonntag, 10. August 2014

DIE WESTGERMANEN: "ACKERNAHE BESCHEIDENHEIT"

Weiter lesen wir bei EMIL NACK, daß die WESTGERMANEN, anders als die Ostgermanen, ihrer Heimat treu blieben. Ihr Wohngebiet lag zwischen Nordsee und Mittelgebirgen (2. H. 1. JT. v. Chr.). Später breiteten sie sich bis in die Alpentäler aus. Gemäß TACITUS, "Germania" 2, zerfielen sie in drei große Kultverbände:
1.) INGÄVONEN (Nordsee)
2.) HERMINONEN (obere und mittlere Elbe)
3.) ISTÄVONEN (zwischen Rhein und Weser)
Die Westgermanen, so Nack, haben ihr Gebiet auf Kosten der Illyrer und Kelten erweitert.
ad 1) Ihr bedeutendstes Volk waren die SACHSEN. Diese fuhren zusammen mit den ANGELN nach Britannien und gründeten dort Reiche. Das Hauptheiligtum des Kultverbandes lag vermutlich in einem Hain auf einer Nordseeinsel. Dort wurde NERTHUS, eine Wachstumsgöttin, verehrt.
ad 2) Sie lebten, so Nack, "im Innern Deutschlands zuerst in ackernaher Bescheidenheit ziemlich unbeachtet". Sie erfüllten "den schicksalhaften Auftrag, das Vorfeld der Alpen mit Alemannen und Bayern zu kolonisieren und die alemannische Vorhut am tiefsten in die Alpentäler hinein gegen den romanischen Süden vorzuführen." Mächtigster Stamm: die SUEBEN  (zwischen Elbe und Oder); gemeinsames Heiligtum: in einem Hain des Kriegsgottes ZIU; auch die CHERUSKER sowie die CHATTEN gehörten zu diesem Kultverband.
ad 3) Aus ihnen entstanden später die FRANKEN (3. Jh. n.). Ihr Heiligtum wurde von den MARSEN verwaltet (Hauptgottheit: Tanfana).
(Die Marsen: Es handelt sich hierbei um einen Germanenstamm zwischen oberer Ruhr und oberer Lippe und nicht um Marsmenschen!)
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EMIL NACK, GERMANIEN, S. 53 f.



DIE OSTGERMANEN: VERLUST DER "VÄTERSCHOLLE"-"DRÄNGENDE SEHNSUCHT NACH DER FERNE"-"UNHEILVOLLE VERWICKLUNGEN"


Bei EMIL NACK lesen wir, daß die OSTGERMANEN von 800 v. bis 500 n. Chr. das Weichselland besetzt hielten. Ihr größter Stamm waren die GOTEN. Diese kamen gemäß ihrer Stammessage aus Südskandinavien (vgl. Götaland). Von dort seien sie an die Bernsteinküste gekommen.
"Gedeckt durch ihren schirmenden Schutz gegen Einfälle von Asien her, konnten ihre westlichen Brüder sich ungestört entwickeln und ihre welthistorischen Angriffe gegen Kelten und Römer vorbereiten." (Recht so!)
Sie seien, so Nack, "beweglichen und lebhaften Geistes gewesen". Im 2. Jh. nach hätten sie "nicht aus Landnot, sondern aus Ruhmsucht und Herrschgier" ihre "Heimatscholle" verlassen und seien nach Ost-und Südeuropa gezogen. Dabei gerieten sie "in unheilvolle Verwicklungen mit den Hunnen". Am Mittelmeer "errichteten" sie "mächtige Reiche", allerdings "von beschränkter Dauer". Sie "erloschen endlich unter der sengenden südlichen Sonne." Also ein Flop auf der ganzen Linie!
Die ostgermanische Sprache ist verloren. Nur das Gotische ist uns durch die Bibelübersetzung des Bischofs WULFILA erhalten.
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EMIL NACK: GERMANIEN; Länder und Völker der Germanen, Verl. Ueberreuter, 1958, 1977, Wien, Heidelberg, S. 52.