Mittwoch, 20. März 2013


AUS ALTEN LATEINBÜCHERN (3): GERMANICUS AUF DEM TEUTOBURGER SCHLACHTFELDE

Maximum exercitum (ein sehr großes Heer) Germanicus in Germaniam duxit (führte Germanicus nach Germanien). Primo (Zuerst) eas regiones vastavit (verwüstete er diese Gegenden), quae (die) Rheno propiores erant (näher am Rhein waren). Paulo post (Wenig später; bald darauf) cum legionibus suis (mit seinen Legionen) etiam in interiores partes Germaniae intravit (drang er auch in die inneren Teile Germaniens ein). In saltu Teutoburgiensi (Im Teutoburger Wald) Romani (die Römer) miserrimo adspectu (durch einen sehr elenden Anblick; schlimmen Anblick) perturbati sunt (sind beunruhigt worden; schockiert worden). Nam ossa commilitonum mortuorum (Denn die Knochen ihrer toten Kameraden) ibi invenerunt (fanden sie dort; sie stießen auf...) dissipata (zerstreut; die zerstreut waren) et ad infimos ramos (und an die untersten Zweige) alligata (angebunden; und die...befestigt waren). Tum Germanicus (Darauf G.): "O Iuppiter Optime Maxime!" (Jupiter, bester und größter) inquit (sagte er; sprach er). "Segestem (Den Segestes) paulo ante (kurz vorher; vor kurzem) liberavimus (haben wir befreit), Thusneldam (die Thusnelda) in Italiam misi (habe ich nach Italien geschickt), hostes cedunt (die Feinde weichen). Sed summa laetitia (Doch die höchste Fröhlichkeit; Freude) hoc adspectu deletur (wird durch diesen Anblick zerstört; zunichte gemacht). Itaque (Deshalb) maxima celeritate (mit größter Schnelligkeit) haec ossa humemus (wollen wir diese Knochen begraben)! Deinde (Darauf, sodann) hostes puniantur (sollen die Feinde bestraft werden)! In extremis silvis (In den äußersten Wäldern; in den entferntesten Wäldern) se occultare non poterunt (werden sie sich nicht verstecken können; verbergen können). Nam cum (Denn weil) in omnibus bellis (in allen Kriegen) superiores semper fuerimus (wir immer überlegen gewesen sind; waren), illi quoque (auch jene) inferiores erunt (werden unterlegen sein). Deos superos et inferos (Die überirdischen und unterirdischen Götter=die Götter des Himmels und der Unterwelt) obsecro (beschwöre ich; flehe ich an; bitte ich), ut (daß) nobis adsint (sie uns beistehen; helfen)." Postridie (Am folgenden Tage; tags darauf) Romani (die Römer) contra Germanos (gegen die Germanen) ducti sunt (sind geführt worden); sed Arminium (doch den Arminius) vincere non potuerunt (konnten sie nicht besiegen).-
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Der war halt gut, der Arminius!
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SPRUCH: Postremus dicas, primus taceas!=Als letzter (Geringster?) mögest (kannst; darfst) du sprechen, als erster sollst (mußt) du schweigen!
Ich glaube, daß dies gemeint ist: Erst zuhören, dann reden.
postremus=der letzte, geringste, äußerste; Superlativ von "posterus"=(nach)folgend, kommend/ bzw. "post"=nach; Präposition beim Akkusativ; s. auch unvollständige Steigerungsreihen. Diese kann kein Mensch. Also lernen!
Gibt es andere Deutungsmöglichkeiten des "dictum"? Denkt mit! BITTE UM MITHILFE!
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yours sincerly
SIR R

AUS ALTEN LATEINBÜCHERN (3): GERMANICUS AUF DEM TEUTOBURGER SCHLACHTFELDE

Maximum exercitum (ein sehr großes Heer) Germanicus in Germaniam duxit (führte Germanicus nach Germanien). Primo (Zuerst) eas regiones vastavit (verwüstete er diese Gegenden), quae (die) Rheno propiores erant (näher am Rhein waren). Paulo post (Wenig später; bald darauf) cum legionibus suis (mit seinen Legionen) etiam in interiores partes Germaniae intravit (drang er auch in die inneren Teile Germaniens ein). In saltu Teutoburgiensi (Im Teutoburger Wald) Romani (die Römer) miserrimo adspectu (durch einen sehr elenden Anblick; schlimmen Anblick) perturbati sunt (sind beunruhigt worden; schockiert worden). Nam ossa commilitonum mortuorum (Denn die Knochen ihrer toten Kameraden) ibi invenerunt (fanden sie dort; sie stießen auf...) dissipata (zerstreut; die zerstreut waren) et ad infimos ramos (und an die untersten Zweige) alligata (angebunden; und die...befestigt waren). Tum Germanicus (Darauf G.): "O Iuppiter Optime Maxime!" (Jupiter, bester und größter) inquit (sagte er; sprach er). "Segestem (Den Segestes) paulo ante (kurz vorher; vor kurzem) liberavimus (haben wir befreit), Thusneldam (die Thusnelda) in Italiam misi (habe ich nach Italien geschickt), hostes cedunt (die Feinde weichen). Sed summa laetitia (Doch die höchste Fröhlichkeit; Freude) hoc adspectu deletur (wird durch diesen Anblick zerstört; zunichte gemacht). Itaque (Deshalb) maxima celeritate (mit größter Schnelligkeit) haec ossa humemus (wollen wir diese Knochen begraben)! Deinde (Darauf, sodann) hostes puniantur (sollen die Feinde bestraft werden)! In extremis silvis (In den äußersten Wäldern; in den entferntesten Wäldern) se occultare non poterunt (werden sie sich nicht verstecken können; verbergen können). Nam cum (Denn weil) in omnibus bellis (in allen Kriegen) superiores semper fuerimus (wir immer überlegen gewesen sind; waren), illi quoque (auch jene) inferiores erunt (werden unterlegen sein). Deos superos et inferos (Die überirdischen und unterirdischen Götter=die Götter des Himmels und der Unterwelt) obsecro (beschwöre ich; flehe ich an; bitte ich), ut (daß) nobis adsint (sie uns beistehen; helfen)." Postridie (Am folgenden Tage; tags darauf) Romani (die Römer) contra Germanos (gegen die Germanen) ducti sunt (sind geführt worden); sed Arminium (doch den Arminius) vincere non potuerunt (konnten sie nicht besiegen).-
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Der war halt gut, der Arminius!
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SPRUCH: Postremus dicas, primus taceas!=Als letzter (Geringster?) mögest (kannst; darfst) du sprechen, als erster sollst (mußt) du schweigen!
Ich glaube, daß dies gemeint ist: Erst zuhören, dann reden.
postremus=der letzte, geringste, äußerste; Superlativ von "posterus"=(nach)folgend, kommend/ bzw. "post"=nach; Präposition beim Akkusativ; s. auch unvollständige Steigerungsreihen. Diese kann kein Mensch. Also lernen!
Gibt es andere Deutungsmöglichkeiten des "dictum"? Denkt mit! BITTE UM MITHILFE!
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yours sincerly
SIR R

Montag, 18. März 2013


AUS ALTEN LATEINBÜCHERN (2): EIN GERMANISCHES VOLKSTHING

Undique (Von allen Seiten) conveniunt Cherusci (kommen die Cherusker zusammen), et nobilissimi (sowohl die vornehmsten) et humillimi (als auch die niedrigsten), ut in sacerrimo dei bellorum luco (um im allerheiligsten Hain (=ein kleiner Wald) des Gottes der Kriege) concilium habeant (eine Versammlung abzuhalten). Sub alta arbore (Unter einem hohen Baum) sedes principum sunt (sind die Sitze der Führer=Häuptlinge). Inter eos (Unter diesen; ihnen) Arminius ab omnibus salutatur (wird Arminius von allen gegrüßt).-Silentium (Schweigen; Stille) a sacerdotibus imperatur (wird von den Priestern befohlen). Tum (Dann) unus ex nobilissimis (einer von den Vornehmen) "Iterum", inquit, ("Wiederum", sagte er) "adest exercitus Romanus ("ist ein römisches Heer da), cui Germanicus praeest (dem Germanicus vorsteht; das Germanicus befehligt). Pugnemus pro patria (Wir wollen für die Heimat kämpfen)! Etiam adulescentuli (Auch die Jünglinge) hodie armentur (sollen heute bewaffnet werden; sollen sich heute bewaffnen; reflexiv)! Moneo quoque (Ich mahne (euch) auch), ut (daß) dux fortissimus (ein sehr tapferer Anführer) creetur (gewählt wird;...einen überaus tapferen Führer zu wählen). Id (Dies) maxime est necessarium (ist besonders nötig)."-Omnes clamant (Alle rufen): "Nemo (Niemand) melior et magis idoneus est (ist besser und "mehr" geeignet=geeigneter) quam Arminius (als Arminius)." Maximo strepitu (Mit dem größten Lärm; mit sehr lautem Geklirre; Schlagen) armorum (der Waffen) gaudium omnium significatur (wird die Freude (Zustimmung) aller zu erkennen gegeben; angezeigt; kundgetan; bezeichnet).-Aduluscentuli (Die Jünglinge) armis ornantur (werden mit Waffen ausgerüstet; rüsten sich aus). Tum (Sodann) Arminius (A.): "Dux vester ero", ("Ich werde euer Führer sein") inquit (sagte er). "Sed (Aber) proditionis (des Verrats) accuso Segestem (klage ich den Segestes an), hominem pessimum (einen sehr schlechten Menschen; einen Erzschurken) et maxime nefarium (und einen besonders verbrecherischen; Obergauner). Coniuge enim (Der Gattin nämlich; abl. seperativus) me privavit (hat er mich beraubt) et clam (und heimlich) Romanis amicus est (ist er den Römern ein Freund; mit den R. befreundet). Sed Thusneldam (doch die Thusnelda) recuperabo (werde ich wiedererlangen;-gewinnen), etiamsi (auch wenn; selbst wenn) in densissimis silvis (in den dichtesten Wäldern; tiefsten) et in maxime arduis montibus (und auch in besonders steilen Bergen) eam occultabit (er diese/ sie verstecken wird; verbergen wird). Proditorem vos punietis (Ihr werdet den Verräter bestrafen). Tu autem (Du aber), domine huius luci (Herr dieses Hains=Waldes), nobis adsis (du mögest uns helfen; steh uns bei)!. Tum (Dann) facillimum erit (wird es sehr leicht sein; sozusagen ein Kinderspiel) hostes superare (die Feinde zu überwinden; besiegen)."---
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Das waren noch Zeiten! Da war der Mann noch frei, trug Waffen und konnte mit dem Schwert umgehen. Es gab da noch Platz für Heroismus, und Kampf bestimmte das Leben und Denken. Man dachte nicht so kompliziert und hatte ein klares Feindbild (Römer, der Schwiegervater Segestes; Verräter müssen dran glauben!). Als freier Mann nahm man sich sein Recht (in diesem Falle versucht Arminius, die Gattin zurückzubekommen).
Ich sage nur: Born too late!
Zwischen dem freien Krieger und dem heutigen Mensch in all seiner Verknechtung liegen Lichtjahre. Man denke nur an den Fabrik- oder Büroknecht (letzterer eine besonders unheroische Spezies!).
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Etiam aduluscentuli...: Früh übt sich! Dagegen ist die heutige Jugend völlig verweichlicht. Daher: Lernt Fechten! Infos dazu: youtube: murmillo1 (Fechten mit Hieb und Stich). Da könnt ihr sehen, wie das geht.
Thusnelda: Ob davon wohl "Tussi" kommt?
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LUDUS LATINUS, 1932! (s.u.)
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SIR R (Germane)

Dienstag, 12. März 2013


AUS ALTEN LATEINBÜCHERN (1): CASTELLUM SALABURGENSE (DIE SAALBURG):
(Der Text eignet sich für das 2. Lateinjahr)

Limite (Durch den Limes; durch eine Grenzanlage) Germani (die Germanen) ab imperio Romano (vom römischen Reich) seperabantur (wurden getrennt) neque catervae armatorum (auch nicht Truppen von Bewaffneten) traduci poterant (konnten hinübergeführt werden). Nam Romani (Denn die Römer) in illis regionibus (in jenen Regionen) multa castella collocaverant (hatten viele Lager errichtet). Cetera (Die übrigen) magnitudine (durch die/ seine Größe) antecedit (übertrifft) castellum Salaburgense (das Saalburgkastell). Eius reliquiae (Dessen Überreste; seine Überreste), quae (die) in monte Tauno (im "Taunusgebirge", im Taunus) supererant (übrig geblieben waren), nunc detectae (sind jetzt (in unserer Zeit, heute) aufgedeckt (entdeckt, ausgegraben) partimque renovatae sunt (und teilweise renoviert (erneuert, wieder instand gesetzt) worden. Spectate imaginem (Schaut euch das Bild an)! Compluribus vallis fossisque (Mit mehreren Wällen und Gräben; durch...) castellum confirmatur (wird das Kastell befestigt). Intra valla (Innerhalb der Wälle) erant domicilia militum (waren die Wohnungen der Soldaten). Ex iis (Von diesen) complura nunc sunt renovata (sind einige jetzt (heute) wiederhergestellt worden; wieder aufgebaut worden). Medio in castello (In der Mitte des Lagers) habitabat praefectus (wohnte der Präfekt) eius cohortis (dieser Kohorte), quae (die) in castello (im Lager) colllocata erat (untergebracht war; einquartiert war; die in dem Kastell lag). In castris (In dem Lager) arma multaeque aliae res (Waffen und andere Dinge; Gegenstände) inventae sunt (sind gefunden worden). Etiam extra castra (Auch außerhalb des Lagers) reliquiae nonnullorum aedificiorum (die Überreste einiger Gebäude) sunt detectae (sind entdeckt worden).-Sed iam pridem (Doch schon längst) cohors illa discessit (ist jene Kohorte weggegangen). Non iam (Nicht mehr) milites Romani (römische Soldaten) iis Germanis obstant (stehen diesen Germanen entgegen; leisten ihnen Widerstand), qui (die) ad castra accedunt (an das Lager herankommen; sich dem Lager nähern; näherten). Nam (Denn) a maioribus nostris (von unseren Vorfahren) devicti et propulsati sunt (sind sie völlig besiegt und zurückgeschlagen worden) illudque castellum (und jenes Kastell), quod (welches) supra descripsimus (wir oben beschrieben haben), circumventum (ist umzingelt), expugnatum (erobert), inflammatum est (und in Brand gesteckt worden).-
QUELLE: LUDUS LATINUS, Lateinisches Unterrichtswerk für Schulen mit grundständigem Unterricht, hrsg. v. Vizepräsident Lic. Dr. W. Hartke/ GehR. Dr. G. Michaelis, Lese-und Übungsbuch II für QUINTA verf. v. Fr. Wolf, OSTDir. in Gruben N.-L., siebente Auflage mit 36 Abbildungen und 5 Karten, Teubnerverlag, Leipzig und Berlin 1932, S. 7 f.
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GehR. heißt wohl "geheimer Rat(h)".
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Das Buch gehörte einstens Freimuth Scharlach. Am Rand der Lesestücke: Datumsangaben mit Bleistift. Bei Lesestück 7 b: 13. 7. 33. Wenn F. S. damals in der Quinta war, dann müßte er um 1922 geboren sein.
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Texte aus alten Lehrbüchern haben oft etwas naiv Erholendes an sich (vgl. naive Kunst). Sie "tun keinem weh" und bringen einen nicht unnötig ins Grübeln. Alles ist schon "long ago" und von einem Schleier der Romantik umgeben. Ferne Klänge aus uralten Zeiten sozusagen, um etwas poetisch zu werden.-
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Erec (geheimer Rath und SIR)

Donnerstag, 7. März 2013


GERMANICUS: DIE RACHEFELDZÜGE (1)

Truppenstärke der Römer am Rhein, Stand 14 n. Chr: 8 Legionen!
a) Obergermanien: 4 Legionen; LEGAT: GAIUS SILIUS
b) Untergermanien: 4 Legionen: LEGAT: AULUS CÄCINA
(4+4=8!)
Ungefähr 80 000 Mann!
Nachdem einige ruhige Jahre ins Land gezogen waren, war 14 n. Schluß mit Ruhe: In diesem Jahr erhielt nämlich GERMANICUS (voller Name: Gaius Iulius Caesar Germanicus; 15 v.-19 n.) den Oberbefehl am Rhein.
Quellen:
1.) TACITUS
2.) CASSIUS DIO
GERMANICUS hatte Frau und Kinder im Schlepptau. Die Frau hieß übrigens AGRIPPINA VIPSANIA (Tochter des M. Vipsanius Agrippa und der Iulia, Tochter des Augustus).
(Ihr Geburtsort war das Heerlager ARA UBIORUM. Dort wurde, um sie zu ehren, die COLONIA CLAUDIA ARA AGRIPPINENSIUM (=Köln) gegründet.)
Es gilt als gesichert, daß GERMANICUS sich mehrfach in VETERA aufhielt. Damals meuterten die V. und die XXI. LEGION (es ging um Sold und Veteranenentlassungen). Diese beiden Legionen hatten "kurze 15" mit ihren Offizieren gemacht. GERMANICUS eilte aus Gallien herbei und trat vor die Meuterer, wobei er mit seinem Leben spielte.
Die Soldateska wollte endlich kämpfen, und GERMANICUS tat ihnen den Gefallen, indem er einen netten kleinen Feldzug organisierte.
Spätsommer 14 n: GERMANICUS schlägt eine Brücke über den Rhein und zieht mit 12 000 Legionären, 26 Kohorten der Bundesgenossen und 8 Reiterabteilungen durch den sog. CÄSIAWALD gegen die MARSER (auf der rechten Seite der LUPIA=Lippe). Die MARSER feierten gerade eine Mitternachtsparty, als GERMANICUS sie überfiel (sehr tapfer!). Es folgten die üblichen "war atrocities": Männer, Weiber und Kinder wurden niedergehauen, das Land wurde 10 Meilen weit verwüstet.
(Die MARSER hätten weniger trinken, öfter ins Fechttraining gehen und Wachen aufstellen sollen!)
Doch die Germanen rappelten sich wieder hoch. Auf dem Rückmarsch wurde GERMANICUS beinahe abgeschnitten. Ein Ausfall der XX. LEGION verhinderte die Katastrophe!
Winter, 14 n: GERMANICUS befindet sich in VETERA
Frühjahr, 15 n: GERMANICUS in Mainz
Von dort wurde die nächste Kaffeefahrt gestartet. Diesmal ging es gegen die CHATTEN (Das sind übrigens meine Vorfahren (!), weswegen ich dies persönlich nehme! Leider konnte ich damals nicht dabei sein-ich war, sagen wir mal, verhindert.)
Gleichzeitig sollte der CÄCINA von VETERA aus losmarschieren, um die Germanen zwischen Lippe und Ems in Schach zu halten.
GERMANICUS zerstörte die chattische Hauptstadt MATTIUM und zog auf dem rechten Lahnufer (ob man da noch was findet?) nach Westfalen. Beide Heere trafen sich an der Lippe. Dann ging es zurück nach VETERA.
Unterdessen versetzte ARMINIUS das Cheruskerland in Aufruhr. Er tobte, weil man seine Gattin THUSNELDA (die hieß wirklich so; ob davon wohl das Wort "Tussi" kommt?) entführt und nach Rom geschleppt hatte.
Kaum war GERMANICUS in VETERA, mußte er auch schon wieder "vale!" zu seiner Frau sagen. Mit 4 Legionen marschierte er zur Ems. Wahrscheinlich fuhr er mit Schiffen von der Flevosee (heute Ijsselmeer) nach Friesland und an die Emsmündung.
(Es gab damals eine Verbindung zwischen Rhein und alter Ijssel, die "FOSSA DRUSIANA". Man glaubt heute, daß der "krumme Rijn" der Drususkanal ist!)
An der Ems traf GERMANICUS den CÄCINA und die Reiterei des PEDO. CÄCINA hatte 40 Kohorten die Lippe hinauf geschafft.
Von da aus marschierte man zum Schlachtfeld im Teutoburger Wald, wo VARUS 9 n. mit 3 Legionen unterging. Dort bestattete man die Reste der Toten, die überall herumlagen. (Den Römern war dabei sicherlich unheimlich zumute! Knochen einsammeln ist halt nicht jedermanns Sache.)
Wenig später legte ARMINIUS den Römern in einer sumpfigen Heide wieder mal einen Hinterhalt (s. meine posts "Die Ereignisse in Germanien..."!). Die Römer erlitten damals bei den "LANGEN BRÜCKEN" starke Verluste. Nur mit Mühe entgingen die Römer einer Katastrophe. Beinahe hätte es eine zweite "clades Variana" gegeben! Das unbesonnene Verhalten des INGUIOMER, des Onkels von ARMINIUS, rettete die Römer. Dieser griff gegen den Willen seines Neffen das römische Lager an. Traue keinem Onkel!
Ungefähr zeitgleich marschierte GERMANICUS an die Ems, wo Schiffe für den Weitertransport bereitlagen.
Mittlerweile hatten Schreckensnachrichten von den bösen Germanen das Lager bei BIRTEN erreicht. In haltloser Panik wollte man die Brücke bei VETERA einreißen. Hier kommt es nun zur Heldentat der AGRIPPINA. Sie riß das Oberkommando an sich und verhinderte durch ihren heroischen Einsatz die Wahnsinnstat. Schon damals (15 n.) gab es emanzipierte Frauen.
Als die Soldaten des CÄCINA schließlich in abgerissenem Zustand die Brücke erreichten, begrüßte sie AGRIPPINA, sprach ihnen gut zu, schenkte ihnen Kleidung und Verbände. Nett.
(An der Stelle der alten Römerbrücke hat man im 17. und 18. Jh. Pfähle und Balken entdeckt. Später hat man im ausgetrockneten Flußbett Reste von Grundpfeilern gefunden. Auch im alten Rheinbett am FÜRSTENBERG fand STEPHAN PIGIUS (1520-1603) solche Fundamente (Reste des alten Hafens von VETERA und von den Schiffswerften. Drusus ließ hier 12 v. eine Rheinflotte bauen, um seine Truppen von VETERA zur Ems zu bringen.)
AGRIPPINA machte sich unterdessen große Sorge um ihren Mann. Schlimme Gerüchte trafen tagtäglich ein. Doch GERMANICUS war schon mit den Schiffen im Anmarsch. Die II. und die XIV. LEGION hatten das Vergnügen, am Ufer entlang marschieren zu dürfen (Bewegung hält fit!).
Diese beiden Legionen waren durch eine Sturmflut arg gebeutelt (viele Tote, Verlust von Gepäck).
"GERMANICUS versuchte die erlittene Schlappe mit freundlicher und herablassender Gleichgültigkeit zu überspielen." Cool! (W. Böcking, S.69.)
Quelle: W. BÖCKING: "RÖMER AM NIEDERRHEIN", S. 66-72.
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The SIR

Mittwoch, 6. März 2013


XANTEN (5): DIE RÖMISCHE WACHT AM RHEIN: COLONIA ULPIA TRAIANA

Ab 120 n. lag die LEGIO XXX in XANTEN. Man fand sehr viele Ziegel, die aus den Ziegeleien des Heeres stammen sowie von einer Produktionsstätte jenseits des Rheins, die TRANSRHENANA genannt wurde (Standort laut W. Böcking noch nicht lokalisiert! Vermutung: Nähe Emmerich. Auch heute noch gibt es da viele Ziegeleien und Tonvorkommen.).
Man fand auch eine bretterverschalte Kalkgrube. Der Kalk wäre noch heute (man stelle sich vor: nach knapp 2000 Jahren !) verwendbar, wenn man ihn mit Wasser anrührt.
Es war also genug Material vorhanden, um eine Stadt zu bauen.
Der Stadtplan war einheitlich ("Schema F"). Die Limesstraße führte als CARDO MAXIMUS (Hauptstraße) durch die Stadt. Man versuchte sozusagen das Schema einer Mittelmeerstadt an den kalten Rhein zu verpflanzen. Die Einheimischen werden nicht schlecht gestaunt haben. Aber man gewöhnt sich ja an alles (mit der Zeit)! Es gab gleich mehrere Gründe, warum man so vorging:
1.) Städtebau war wichtig für die Ausbreitung des Imperium Romanum.
2.) Die Römer wollten es schön gemütlich (so wie daheim) haben. Nach dem Motto: Home, sweet home (!) bzw. My home is my castle!
3.) Man wollte seinen Leuten was bieten. Unzufriedene Siedler "schmeißen den Bettel hin" und reisen wieder ab oder, was noch schlimmer ist: sie proben den Aufstand. So läßt sich keine Provinz managen. Die Römer dachten langfristig! Man wollte ja ein Weilchen bleiben, im "schönen" Germanien. Also mußten Annehmlichkeiten her: Amphitheater, Bäder, Kneipen, Bordelle, Märkte, Sportmöglichkeiten, Bibliotheken (etwas weniger wichtig!), medizinische Versorgung etc. pp.
4.) Die Einheimischen sollten davon überzeugt werden, daß die römische Kultur besser ist als ihre eigene. Es sollte ihnen vor Augen geführt werden, daß die römischen Errungenschaften auch ihnen viele Vorteile bringen würden. Ob sie's kapiert haben, weiß ich nicht. Wahrscheinlich wird man sich mit den Römern arrangiert haben. Schließlich gab es bei denen ja auch was zu holen. Man konnte Geschäfte machen, Handel treiben, Leute übers Ohr hauen. Es gab da ganz tolle Sachen zu kaufen (Luxusgegenstände aller Art, z.B. Gläser, Spiegel, Schmuck, elegante Kleider etc.)
"So erhoben sich am NIEDERRHEIN zwischen dem ersten und dem zweiten nachchristlichen Jahrhundert die drei großen Städte COLONIA CLAUDIA ARA AGRIPINIENSIS / KÖLN, die COLONIA ULPIA TRAIANA/ XANTEN, und am nordwestlichen Zipfel unserer heutigen Grenze die ULPIA NOVIOMAGUS / NIJMEGEN-HOLLAND. Alle diese Städte sind keine Neugründungen, vielmehr waren ihnen Siedlungen kleineren Stils vorausgegangen, wie die Literatur und die Ausgrabungen beweisen."
W. BÖCKING: DIE RÖMER AM NIEDERRHEIN UND IN NORDDEUTSCHLAND, Frankf. u. Ludwigsburg 1974 (Societas-Verlag), S. 33.
(Werden nicht viel getaugt haben, diese Vorgängersiedlungen!)
Wie man weiß, bestatteten die Römer ihre Toten außerhalb der Städte entlang der Straßen. Die Gräberstraße der CUT war die Limesstraße südlich der Stadt. Das heutige XANTEN steht auf einem antiken Gräberfeld! Es gab einen Bereich für die Toten des Militärlagers VETERA und einen für Normalsterbliche (Zivilisten).
"Vom frühen Dorf der CUGERNER bis zum spätrömischen MÄRTYRERGRAB, von den Militärlagern im Süden bis zur zivilen römischen Stadt im Norden, wo immer man den Spaten ansetzt, hat der Xantener Boden die Spuren und Zeugnisse vergangenen Lebens für die Menschen unserer Tage bewahrt. Die archäologischen Funde erschließen uns Jahrhunderte einer großen Vergangenheit. Sie geben uns Kunde von dem pulsierenden Leben, das einst den Xantener Raum erfüllte, von einem Zentrum römischer Machtentfaltung, das weit ins germanische Gebiet jenseits des Rheins hineinwirkte.
Folgen wir in einer Exkursion den Niederschriften einstiger antiker Geschichtsschreiber und begleiten wir die Archäologen mit dem Spaten in dieses Reich der Vergangenheit, um herauszufinden, wie es einstens war. (...)"
W. BÖCKING, S. 33.
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Euer SIR
(Firma Education and Drill)

Freitag, 1. März 2013

QUELLEN ZUR CLADES VARIANA: ANNO 9 NACH

Die Quellenlage:
1.) griechische und römische Quellen:
MANILIUS
STRABO
VELLEIUS PATERCULUS
FLORUS
CASSIUS DIO
TACITUS
SUETON
1 GRABSTEIN
2.) germanische Quellen: Fehlanzeige! Die Germanen hatten es nicht so mit dem Schreiben! Kämpfen und hinterher Gelage abhalten war ihnen weitaus lieber (immer nach dem Motto: Lieber ein Krieger als ein Schreiberling!)

Die Quellen, die uns vorliegen, sind sehr unterschiedlich, einseitig und ungenau. Kaum jemand hatte exakte Kenntnis von Germanien. Ausnahmen bilden der Forschungsreisende POSEIDONIUS, TACITUS und VELLEIUS PATERCULUS. Letzterer war unter TIBERIUS lange in Germanien stationiert. Er wußte also, wovon er sprach.
ad MANILIUM: Dieser schrieb ein sicherlich ungenießbares astrologisches Lehrgedicht. Darin der folgende Satz:
"...so glühten damals, als nach Bruch des Bündnisses das wilde Germanien den Feldherren VARUS dahinraffte und mit dem Blute von drei Legionen die Gefilde rötete, überall in der ganzen Welt die drohenden Feuer. Die Natur...drohte das Ende der Dinge an..." (nach W. Capelle: Das alte Germanien)
(Der Mann macht einem Mut!)
ad STRABONEM: griech. Geograph, 63 v.-um 26 n., 17 Bücher über Geographie; Buch 7, Kap. 1,4 kurze    Erwähnung der Varusschlacht. Dort erfahren wir außerdem, wo DRUSUS GERMANICUS starb (irgendwo zwischen Saale und Rhein):
"Es gibt auch einen Fluß Saale: zwischen ihm und dem Rhein starb DRUSUS GERMANICUS, wie er erfolgreich Krieg führte. Er unterwaf nicht nur die meisten dieser Völker, sondern auch die der Küste vorgelagerten Inseln, zu denen auch BYRCHANIS (=BORKUM) gehörte, das er erst nach Belagerung einnahm."
(Was gibt es auf Borkum schon groß zu belagern? Da war damals nix, und heute gibt es dort auch nicht viel.)
ad VELLEIUM: Reiteroffizier, der Mann war also "vom Fach", Bericht über die Schlacht, geschrieben 29 n., also 20 years later (überliefert in einer Handschrift aus dem Kloster Murbach/ Elsaß, tendenziös: Arminius kommt gut weg, Varus schlecht!
Über Arminius, den er persönlich kannte, schreibt er:
"...ein junger Mann, von vornehmer Abkunft, persönlicher Tapferkeit, rascher Auffassung und einer genialen Klugheit, die jenseits der Begabung eines Barbaren liegt...Er war ein ständiger Begleiter auf unserem früheren Feldzuge gewesen..."
ad FLORUM: LUCIUS ANNAEUS FLORUS, Abriß der röm. Geschichte um 120 n., als Quelle unzuverlässig bis ungeeignet
ad CASSIUM: voller Name: CASSIUS DIO COCCEIANUS, Historiker, 155n.-235n., röm. Geschichte in 80 Büchern (!), ausgehend von der Gründung Roms bis zum Jahr 229 n., wichtige Quelle für die Kaiserzeit!
ad TACITUM: complete name: PUBLIUS CORNELIUS TACITUS, um 55 n.-um 120 n., Leitsatz: SINE IRA ET STUDIO (=ohne Zorn und Parteilichkeit, d.h. objektiv, wissenschaftlich schreiben), gegen den er jedoch oft verstößt!
Züge des GERMANICUS: s. ANNALES I und II (s. auch meine posts/ Übersetzungen).
ad SUETONIUM: korrekt GAIUS SUETONIS TRANQUILLUS (=der Gleichmütige, der Coole!), um 75 n.-ca. 140 n., gehörte zum PLINIUSKREIS, weltfremd, gelehrt, redlich und wahrheitsliebend! Tolle Kombination!
zur Varusschlacht: Augustus-Biographie, 23; Tiberius-Biographie, 16 f. (Züge des Tiberius: 9-11 n.)
zum GRABSTEIN: der berühmte Grabstein des MARCUS CAELIUS (BONNER LANDESMUSEUM):
M. CAELIO T. F(ILIO) LEM(ONIA) BON(ONIA)/ (C(ENTURIONI) I) O(RDNIS) LEG(IONIS) XIIX ANN(ORUM) LIII S(EMISSIS) / (OC)CIDIT BELLO VARIANO. OSSA (I)NFERRE LICEBIT P. CAELIUS T. (F(ILIUS)) LEM(ONIA) FRATER FECIT.
(Dem Marcus Caelius, dem Sohn des Titus, aus der (Tribus) Lemonia, aus Bologna, Centurio 1. Ranges der 18. Legion, 53 1/2 Jahre alt, fiel in der Varianischen Schlacht. Die Gebeine (Knochen) können bestattet werden (wörtl.: es wird erlaubt sein, möglich sein die Knochen zu bestatten ("hineinzutragen", erg. ins Grab)).
Publius Caelius, Sohn des Titus, aus der (Tribus) Lemonia "machte dies" (d.h. er errichtete das Grabmal).
Bei dem Grabmal handelt es sich um ein sog. Scheingrab (Kenotaph). Zeitgenössisches und einziges steinernes Denkmal der Schlacht sowie eine der frühesten fast genau datierbaren Inscriptiones in Germanien.
M. CAELIUS war Anführer der 1. KOHORTE oder einer anderen. "Vitis" als Rangabzeichen des Centurio. Möglicherweise war sein Rang auch "triarius ordo", somit wäre er Anführer einer Veteraneneinheit gewesen. Er war ja nicht mehr der Jüngste!-  Die LEGIO war in VETERA stationiert und ging zusammen mit der XVII und XIX LEGION unter.
Auf dem Grabstein sieht man außerdem noch die Portraits seiner Freigelassenen PRIVATUS und THIAMINUS (Privatus ist der zur Rechten der Marcus-der mit den Segelohren!). Beide Knechte hatten das zweifelhafte Vergnügen, nach ihrem Ableben im Grab des Patrons bestattet zu werden. Das ist doch was!
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The SIR