Donnerstag, 26. Dezember 2013

DER "LIMES": ERKLÄRUNG DES BEGRIFFES NACH EGON SCHALLMAYER

a) allgemein:
Der Begriff "LIMES" hat nach E. SCHALLMAYER zunächst etwas mit der "Erschließung eines Raumes und der Einteilung eines Geländes" zu tun. Das Wort setzt sich zusammen aus "limus"=quer und dem Verbalnomen "-it"=gehend (von "ire"). Ein "LIMES" ist ganz allgemein ein "Weg, eine Bahn, die etwas durchquert" (wie z.B. eine Feldflur, einen Wald etc.)
b) in der Landvermessung:
Bei FRONTINUS und HYGINUS (beides Landvermesser) kommt das Wort schon in spezieller Bedeutung als Grenzweg (Flurgrenze) zwischen Grundstücken vor.
c) militärisch:
1) als VORMARSCHWEG
In diesem Sinne ist der "LIMES" eine Bahn (Schneise), die ins Feindesland vorangetrieben wird, um das Gebiet militärisch zu erschließen und um den Truppen die Möglichkeit zu geben, sich zu entfalten und frei zu agieren. E. SCHALLMAYER spricht von "militärbewehrten Straßen". Diese reichen weit ins Feindesland hinein. (Dies dürfte allerdings den Feinden wenig gefallen haben. Dennoch muß die Anlage eines solchen Piste großen Eindruck gemacht haben.)
Im rechtsrheinischen Gebiet z.B. führten diese Wege entlang der Flüsse (Lippe, Lahn, Main). Und bei der Eroberung Britanniens durch CLAUDIUS bzw. durch seinen General AULUS PLAUTIUS war der sog. FOSSEWAY von großer Bedeutung. Dieser vereinigte nun beide Funktionen: Vormarschstraße und Grenze (sog. "Plautianische Limeslinie"). Sie fungierte als Basis für die Eroberung von Wales und des Gebietes der BRIGANTEN (Nordengland).
"LIMITES" spielten eine große Rolle bei der Eroberung der Provinzen. Ohne sie wäre eine Okkupation kaum möglich gewesen. So ließ z.B. TRAIAN (101-106 n.) während der Eroberung Dakiens die vom Legionslager VIMINACIUM nach Nordosten führende Straße für den militärischen Vormarsch ausbauen.
Über den "LIMES" in Germanien gibt eine Stelle bei SEXTUS JULIUS FRONTINUS, "STRATEGEMATA" ("Kriegslisten") Auskunft. FRONTINUS war Kriegsteilnehmer im CHATTENKRIEG. Für das Jahr 83 n. Chr. lesen wir:
"Als die Germanen nach ihrer Gewohnheit aus Waldschluchten und dunklen Verstecken heraus die Römer immer wieder überfielen und dabei einen sicheren Rückzug in die Tiefen des Waldes hatten, ließ Kaiser DOMITIAN mehrere breite Schneisen (limites) 120 Meilen (177, 6 km) in den Wald vortreiben. Er bewirkte dadurch nicht nur eine Veränderung in der Art der Kriegsführung, sondern auch, daß die Feinde, deren Schlupfwinkel er bloßgelegt hatte, sich ihm unterwarfen."
"LIMES" bedeutet hier also "Schneise", die in den Wald geschlagen wird. Die Römer versuchten dadurch für sie bessere Kampfbedingungen zu schaffen und der "Wald-und-Wiesen-Taktik" der CHATTEN zu begegnen, was dann auch, wie man sieht, zum Erfolg führte. Nach SCHALLMAYER beschreibt FRONTIN hier lediglich "eine strategische Maßnahme". Die "LIMITES" sind also Teil der militärischen Angriffsmethoden ("militärische Rollbahn", so E. S.) und noch nicht Provinz-oder Reichsgrenze (defensiv), in welcher Funktion wir den "LIMES" kennen.
2) als PROVINZ-UND REICHSGRENZE:
Der "LIMES" in der Funktion der REICHSGRENZE ist eine sekundäre, spätere Entwicklung (ab AUGUSTUS). Offizielle Bezeichnung: "LIMITES IMPERII ET RIPAE"="Land-und Flußgrenzen", s. auch TACITUS, "AGRICOLA" (98 n. Chr.) und "GERMANIA". In dieser Schrift lesen wir über die Erschließung der "AGRI DECUMATES"="ZEHNTLAND":
"Bald darauf wurden die Grenzschneise (limes) angelegt und die Wachen (praesidia) vorgeschoben; seither gilt das Gebiet als Vorland des Reiches und Teil der Provinz".
Die Anlage einer Grenzschneise hatte also das Ziel, ein Gebiet dem Imperium anzugliedern (einzuverleiben).
In ganz ähnlicher Bedeutung erscheint der Begriff bei AMMIANUS MARCELLINUS (4. Jh.). Hier bezeichnet "LIMES" die Grenzmark bzw. das Grenzgebiet. Die "NOTITIA DIGNITATUM" (ein Militärhandbuch) schließlich nennt militärische Verwaltungsbezirke an der Grenze "LIMITES". Diese werden von "MILITES LIMITANEI ET RIPARENSES" ("Limitan-und Ufertruppen") bewacht.
"LIMES" im Sinne von "REICHSGRENZE" erscheint bei AELIUS SPARTIANUS, LEBENSBESCHREIBUNG KAISER HADRIANS (122 n.):
"Zu jenen Zeiten wie auch sonst öfter trennte er (Hadrian) die vielen Gegenden, in denen die Grenze gegen die Barbaren nicht durch Flüsse, sondern durch künstliche Sperren (limites) gebildet wird, die Barbaren vom Reichsgebiet durch ein System von großen Pfählen, die nach Art eines mauerähnlichen Geheges tief eingerammt und miteinander verbunden wurden."
E. S. spricht an dieser Stelle sogar von einem "Bewußtseinswandel der Römer im Umgang mit den Rändern ihres Imperiums zu Beginn des 2. Jahrhunderts n. Chr." und vom gleichzeitigen "Eingeständnis der Defensive"!
Der "LIMES" war jetzt sozusagen die letzte Grenze, die "outstation", wo das "BARBARICUM" anfing, wo der Soldat einsam Wache schob, wo es zugig und windig war und wo es meistens regnete!
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Quelle: E. SCHALLMAYER: DER LIMES, C. H. Beck Wissen, München 2006, S. 11-16.
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Lang lebe die REICHS-LIMESKOMMISSION!---
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Euer Imperator


Dienstag, 26. November 2013

WIE HIELTEN ES DIE LEGIONARII MIT DER HOLDEN WEIBLICHKEIT?

Offiziell lief nichts, inoffiziell wahrscheinlich eine ganze Menge. Es gab ja die allseits beliebte CAUPONA nach Dienstschluß. Und dort gab es "wine, women and song". Der Wein war schlecht und gepanscht, der Wirt (CAUPO) garantiert schmierig und korrupt, die Frauen, nun ja, nach dem xten Glas nahm man es wohl nicht mehr so genau. Gesungen wurde sicherlich auch, natürlich falsch, mangels Talent und bedingt durch hohe Alkoholzufuhr.
Der römische Berufssoldat mußte unverheiratet sein und bleiben, und zwar eine ganz schön lange Zeit, nämlich 25 lange Dienstjahre! Das hatte seine Gründe: Schon damals wußte man: Frauen stehen beim Kriegspielen nur im Wege. Außerdem: Die römischen Legionen wurden oft verlegt. Welche Frau macht das auf Dauer schon mit? Auch eine Horde schreiender Kinder ist da wenig förderlich. Schließlich wollte man auch verhindern, daß die Soldaten mit den Einheimischen allzusehr fraternisierten, was unweigerlich zu Loyalitätskonflikten geführt hätte. Die Soldaten sollten kämpfen und erobern und nicht Reisebekanntschaften schließen. Letztendlich waren es auch pekuniäre Gründe: Die Versorgung solcher Familien wäre-im Todesfall eines Soldaten- eine zusätzliche Belastung für die Staatskasse gewesen. Also: Kein Rind, kein Kind für den römischen Soldaten. Dem Soldaten mußte der Rücken frei gehalten werden.
Im ersten Jh. änderte sich die Lage. Die Römer schalteten auf Defensive um. Immer mehr feste Standorte wurden eingerichtet. Zivilsiedlungen (VICI; CANABAE) entstanden. Der "militärische Zölibat" wurde gelockert. Nachteil: Die Mobilität der Truppe wurde vermindert. Vorteil: Die Soldaten sorgten für Nachschub, indem sie Söhne zeugten.-Soldatenfamilien waren wichtig für die Romanisierung der Provinzen.-Heiraten konnte der Soldat dann nach seiner "HONESTA MISSIO".
Das Heiratsverbot galt bis in die Zeit des Severus.
Es gab drei Formen des Zusammenlebens:
1.) CONCUBINATUS, eine eheähnliche Beziehung, die geduldet wurde.
2.) MATRIMONIUM EX IURE GENTIUM, die legitime Ehe.
3.) MATRIMONIUM IUSTUM
(Angehörige der AUXILIARVERBÄNDE bekamen bei ihrer HONESTA MISSIO ein MILITÄRDIPLOM. Darin wurde ihnen das CONUBIUM (Eherecht) und das BÜRGERRECHT verliehen. Weiterhin: steuerliche und rechtliche Privilegien, was einen gewissen sozialen Aufstieg ermöglichte. Bei den LEGIONARII ruhte das CONUBIUM während ihrer Dienstzeit lediglich.)
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(Weitere Veränderungen: Immer mehr VETERANEN bekamen Land in den Provinzen zugewiesen. Manche ließen sich auch ausbezahlen (PREAEMIUM MILITARE=3000 Denare). Viele Soldaten hatten auch Geld gespart. Dies gilt nicht für die AUXILIARSOLDATEN. Sie erhielten kein PRAEMIUM. Auch verdienten sie zuwenig, um Geld zu sparen.
Der VETERANUS investierte entweder in einen Bauernhof oder in einen Zulieferbetrieb für die Armee. Es gab sogar VETERANENORGANISATIONEN, die von CURATORES geführt wurden.
Söhne von AUXILIARSOLDATEN konnten in die LEGION aufsteigen.)
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Quelle: MARCUS JUNKELMANN: DIE LEGIONEN DES AUGUSTUS.
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AVE, CAESAR!

Mittwoch, 13. November 2013

TACITUS: AB EXCESSU DIVI AUGUSTI I, 60


RÖMISCHE KRIEGSGESCHICHTE: GERMANIEN (3): TACITUS: AB EXCESSU DIVI AUGUSTI I, 60:

STERTINIUS entdeckte bei seinen Plünderungen den Adler der XIX. LEGION. Diesen hatten die BRUCTERER in der VARUSSCHLACHT erbeutet und sozusagen als Souvenir mit nach Hause genommen. Vielleicht hat ein BRUCTERER zu seinem Sohn gesagt: "Schau mal, was der Papa von der Schlacht mitgebracht hat!" (Wahrscheinlich wurde systematisch nach dem Adler gesucht. Den Adler zu finden, war eine Sache der Ehre.)
Dann wurde das Land an der EMS verwüstet. Die Versorgungsflotte fuhr die EMS hinauf bis zu einer Stelle, wo das heute Lingen ist. (Was wohl Theo Lingen zu den Römern gesagt hätte, wenn es ihn damals schon gegeben hätte. Vielleicht sein berühmtes "Traurig, traurig, traurig!", das er immer als Gymnasialprofessor zu seinen Schülern sagte.))
Wegen der Stromschnellen wurde dann auf Kähne und Flöße umgeladen. Dann ging es weiter bis in die Gegend des heutigen Rheine. Gleichzeitig näherte sich von Südwesten der LEGAT CÄCINA mit dem UNTEREN HEER. Doch hören wir, was TACITUS dazu sagt:
"et ne bellum (und damit der Krieg nicht) mole una ("durch eine einzige Masse"; mit aller Wucht) ingrueret (losbreche), CAECINAM cum quadraginta cohortibus Romanis (den Caecina mit 40 römischen Kohorten) distrahendo hosti ("für den zu trennenden Feind"; um den Feind zu zersplittern; zu zerstreuen; Gerundiv; dativus finalis) per BRUCTEROS ad flumen AMISIAM mittit (schickt(e) er durch das Gebiet der Bukterer zum Fluß Ems), equitem PEDO preafectus (die Reiterei der Präfekt Pedo) finibus FRISIORUM ducit (führt(e) in den Grenzen=im Gebiet der Friesen); ipse (er selbst) inpositas navibus quattuor legiones (die 4 in die Schiffe "hineingestellten" Legionen; svw. die 4 eingeschifften Legionen) per lacus vexit (führte er durch die Seen; brachte er): simulque (und gleichzeitig) pedes eques classis (Fußsoldaten, Reiterei und Flotte) apud praedictam amnem convenere (trafen bei dem vorher genannten Fluß zusammen). CHAUCI cum auxilia pollicerentur (Weil die Chauken Hilfe versprachen), in comilitium adsciti sunt (sind sie in die Kriegskameradschaft; Goldmann: Heeresgemeinschaft; aufgenommen worden). BRUCTEROS sua urentis (Die Brukterer, das Ihre verbrennend; die das Ihre verbrannten ; ihr Land verwüsteten) expedita manu (mit einer leichten Truppe) L. STERTINIUS missu GERMANICI fudit (zerstreute; schlug L. Stertinius im Auftrag von Germanicus (in die Flucht)) interque caedem et praedam (und zwischen dem Morden und der Beute; Plünderung; beim...) repperit undevicesimae legionis aquilam (fand er den Adler der 19. Legion wieder) cum Varo amissam (mit Varus verloren; der mit Vaus verloren gegangen war). Ductum inde agmen (Das Heer wurde von da (hierauf; sodann) geführt) ad ultimos BRUCTEROS (bis zu den entferntesten Brukterern; äußersten; bis in die letzten Winkel von deren Stammesgebiet), quantumque AMISIAM et LUPIAM amnes inter (und wieviel zwischen den Flüssen Ems ud Lippe liegt; alles Land zwischen...) vastatum (wurde verwüstet), haud procul TEUTOBURGIENSI SALTU (nicht weit vom Teutoburger Wald(gebirge) (entfernt)), in quo (in dem; wo) reliquiae VARI  legionumque (die Reste; Überreste; des Varus und der Legionen) insepultae dicebantur ("gesagt wurden", daß sie unbestattet seien; noch unbestattet lagen, wie man sagte; unbeerdigt gewesen sein sollen).---
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So spricht TACITUS!
Der hervorragende Autor TACITUS ist von den (zumeist weniger hervorragenden) Schülern der 11. Klasse zu bewältigen. Wer dies nicht versteht, hat auf einer höheren Schulform nichts verloren (und sollte besser Maler und Tüncher werden).
An Autoren wie TACITUS scheiden sich die Geister. TACITUS ist nichts für profane Naturen, wie es sie heute leider (oder vielleicht sogar zum Glück?) zuhauf gibt.
Liebe Haupt-und Sonderschüler! Wenn euch TACITUS zu schwer ist, sucht euch besser im Namen der Wissenschaft eine Lehrstelle.
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Ein wohlgemeinter Rat.
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Sir R (magister militum)

TACITUS: AB EXCESSU DIVI AUGUSTI I, 70


DIE WEITEREN EREIGNISSE IN GERMANIEN (1): TACITUS: AB EXCESSU DIVI AUGUSTI I, 70
(zweiter Germanienfeldzug des GERMANICUS, Kap. 55-71, anno 15 n.)

Quid novi in Germania? Wie ging es weiter? Nachdem sich die 4 Legionen mühsam (mit Ach und Krach=aegerrime; adv. Superlativ) aus dem versumpften Wiesental herausgearbeitet (besser wäre"-gewurschtelt") hatten (s.o.)-es ging gerade noch einmal gut!-, wendet sich TACITUS nun wieder dem GERMANICUS zu, der an der Nordsee "Urlaub" machte:

At Germanicus (Doch Germanicus) legionum (der Legionen, von den Legionen), quas (die) navibus (mit Schiffen) vexerat (er transportiert hatte, befördert hatte; von "vehere, vexi, vectum"), secundam et quartam decimam (die 2. und die 14.) itinere terrestri (auf dem Landweg, auf einem Marsch zu Lande; endlos, das ist der Marsch!) P. Vitellio (dem P. Vitellius) ducendas tradit ("als zu führende übergab er sie"; er übergab sie ihm, um sie zu führen; damit er sie zu Land führe; Gerundiv; hier: final), quo (=ut eo=damit dadurch; wodurch) levior (leichter) classis (die Flotte) vadoso mari (auf dem seichten Meer; gemeint ist das Wattenmeer) innaret ("hineinschwamm"; also das Wattenmeer durchfuhr; keine gute Idee!) vel reciproco sideret (oder "auf dem Hin-und Zurückfließenden"=bei Ebbe und Flut "sich setzte"=auf Grund lief; besonders tragisch, da es keine Werkstatt um die Ecke herum gab! Auch kein ADAC!). Vitellius (V.) primum (zuerst) iter (einen Marsch; Weg) sicca humo (auf trockenem Boden) aut modice adlabente aestu (oder bei mäßig "herangleitender"; heranfließender; anschwellender (Goldmann) Flut) quietum habuit (er hatte einen ruhigen; bezogen auf Weg; konnte eine ruhige Kugel schieben!); mox (bald, dann) impulsu aquilonis (durch den "Anstoß", durch den Ansturm des Nordwindes; der Nordsturm; aquilus=der Verdunkelnde!), simul sidere aequinoctii (zugleich auch zu der Jahreszeit der Tag-und Nachtgleiche; also im Herbst, wo es langsam ungemütlich wird), quo (an welcher) maxime  tumescit Oceanus (der Ozean (das äußere Meer im Gegensatz zu "mare") besonders (am meisten; am stärksten, Goldmann) ansteigt (anschwillt), rapi agique agmen (wurde der Heereszug; das Heer zerrissen; auseinandergerissen, Goldmann; und hin-und hergetrieben; herumgeworfen; historische Infinitive im Passiv). Et opplebantur terrae (Und die Länder wurden "angefüllt"; das Land wurde überschwemmt; die Welt versank in den Fluten und im Chaos): eadem (dasselbe) freto litori campis (dem Meer, Strand, den Feldern) facies (Aussehen; alles bot denselben Anblick), neque discerni poterant (und sie konnten nicht unterschieden werden) incerta ab solidis (unsichere Stellen von den festen), brevia a profundis (seichte, nicht so tiefe, flache von tiefen).---
Dazu-wie immer-v. TIPPELSKIRCH:
"Während die Legionen des CÄCINA an den LANGEN BRÜCKEN um ihr Leben kämpften, zog das OBERE HEER nach Norden, ohne auf den Feind zu stoßen.
GERMANICUS selbst war mit zwei Legionen an Bord der Schiffe gegangen. Die beiden anderen Legionen-die II. und die XIV.-hatte er unter das Kommando des PUBLIUS VITELLIUS gestellt und diesem LEGATEN den Auftrag gegeben, durchs Land der Friesen, also entlang der Küste, zurück zum Rhein zu marschieren. Wahrscheinlich ging der Marsch dieser Truppe zunächst entlang dem Ostufer der Ems...Zu Anfang des Marsches war das Wetter noch warm und sonnig. Dann aber zogen hohe Wolkenschleier auf. Am folgenden Morgen färbte ein drohendes, brandiges Morgenrot den Himmel. Gegen Mittag stiegen jenseits des Flusses schwere Wolkengebirge über den Horizont. Eine knisternde Spannung lag in der Luft. Das alles waren Zeichen, welche die als Führer dienenden Chauken und Chamaven den Römern sehr wohl zu deuten wußten.
"THOR hat seine Stiere eingespannt! Noch vor Sonnenuntergang werden wir die Räder seines Wagens dröhnen hören!"
Das Sonnenlicht wurde trübe. Immer höher stiegen im Westen die Wolkenberge empor. Manchmal zuckte nun schon ein fahler Lichtschimmer darunter hin. Dann griffen lange Schattenfinger über den Fluß. Als aber der Saum der Wolken über den Marschierenden stand, fielen die ersten Böen ein. Ein dumpfes Poltern schallte herüber.
"Das ist er! Das sind die Räder seines Wagens!"
Es wurde dunkel. Dann aber wurde es für Augenblicke blendend hell-ein kilometerlanger Blitz fuhr quer über den Himmel. Schmetternd folgte der Donner. THOR, der Wetter-und Sturmgott der Germanen, hatte mit seinem Hammer MJÖLNIR zum ersten Male zugeschlagen.
Es war der Auftakt zu einem Inferno. Zuerst Blitz auf Blitz-dann Regen und Sturm--aber das war noch immer nicht das Schlimmste! Der Heerzug des VITELLIUS war ja inzwischen der Küste schon nahe gekommen. Und in der Weite des Nordmeeres ballte sich das Verderben zusammen. Vom Sturm getrieben, brach die Flut mit besonderer Heftigkeit über die Küste und in die Mündungen der Flüsse herein. (...) in dem Inferno, in dem man nicht sagen konnte, wo das Meer endete und das Land begann! Wie sollte man erkennen, wo unter der Flut der Boden war? Wo sollte man sich festklammern, wenn die Wellen heranstürmten?
Die schweren Rüstungen zerrten die Soldaten in die Strudel. Gepäck, tote Pferde, menschliche Leichen trieben daher.---
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Der reinste Wetterbericht!
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THOR, the hammer!
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Welcome in Germany!
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das Wort "terra"  heißt eigentlich "das Trockene; vgl. griech. "tersaino" u. lat. "torrere"=dörren, trocknen; s. Stowasser!)
torrere, eo, torrui, tostus; davon kommt unser "Toast"!
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The one and only SIR

Eingestellt von Murmillo um 16:41

TACITUS: AB EXCESSU DIVI AUGUSTI II, 6

RÖMISCHE KRIEGSGESCHICHTE: GERMANIEN (2): DIE WEITEREN EREIGNISSE

DRITTER GERMANIENFELDZUG DES GERMANICUS (16 n.): P. CORNELIUS TACITUS, "ANNALEN" (AB EXCESSU DIVI AUGUSTI) II, cap. 5-26



The battle rages on. Nette Germanen.

GERMANICUS verließ nun das OBERE HEER. Die II., XIII., XIV. und XVI. LEGION zog entlang der Lahn bis zur Mündung in den Rhein. Die Führung hatte vermutlich der LEGATUS SILIUS. Dort stiegen die Soldaten in die Schiffe der CLASSIS AUGUSTA GERMANICA und fuhren rheinabwärts, vorbei am Lager des UNTEREN HEERES auf dem FÜRSTENBERG bei VETERA südlich von XANTEN (COLONIA ULPIA TRAIANA=CUT). Im Land der BATAVER (HOLLAND) teilte sich der Strom. TACITUS schreibt AB EXCESSU DIVI AUGUSTI II, 6 (ANNALEN):
"Nam Rhenus (Denn der Rhein) uno alveo continuus (ununterbrochen; fortlaufend in einem Flußbett) aut modicas insulas circumveniens (oder nur kleine Inseln umgehend; umfließend) apud principium agri Batavi (am Anfang des Batavischen Gebietes) velut in duos amnes dividitur (teilt sich gleichsam in zwei Ströme), servatque nomen (und er behält den Namen) et violentiam cursus (die Gewalt des Laufs=Strömung), qua Germaniam praevehitur (wo er an Germanien vorbeiströmt), donec Oceano misceatur (bis er mit dem Ozean "vermischt" wird; in den Ozean mündet; sich mit dem Ozean vereinigt; Dat.!); ad Gallicam ripam (am Gallischen Ufer; an das Gall. Ufer; Seite) latior et placidior adfluens (breiter und langsamer (gemächlicher; ruhiger) dahinfließend) verso cognomento (nachdem der Name verändert wurde; mit geändertem Namen) Vahalem accolae dicunt (nennen ihn die Anwohner Vahalis), mox id quoque vocabulum mutat (bald vertauscht er auch diese Bezeichnung) Mosa flumine (durch; mit dem Fluß Mosa) eiusque imenso ore (und durch die  gewaltige Mündung dieser; durch ihre...; mit ihrer...) eundem (denselben) in Oceanum effunditur ( vergießt sie denselben in den Ozean hinaus; ergießt sie sich (mit demselben); medial; auch: strömt sie ihn hinaus; reflexiv medial)."
Doch von nun an wurde die Kaffeefahrt ernst! Die Flotte fuhr in die FOSSA DRUSIANA (DRUSUSGRABEN), ein Kanal voller Gestrüpp und Mücken. Dieser führte in den FLEVO SEE (heute die Lagunen am Ostufer der ZUIDERSEE). Von da aus führte vermutlich ein weiterer Kanal hinaus auf die Nordsee. An der Küste entlang ging die Fahrt zuerst nach Norden, dann nach Osten bis zur Mündung der
Ems (wo ich übrigens immer Urlaub mache!). Emsaufwärts führte der Weg ins Land der BRUCTERI MAIORES (rechtes Ufer) und zu den BRUCTERI MINORES (folglich auf dem linken Ufer). Der LEGATUS der AUXILIARTRUPPEN war ein gewisser LUCIUS STERTINIUS, den VON TIPPELSKIRCH den "Chefplünderer des Heeres" nennt. Dies begab sich im Jahre 15 n. in GERMANIEN.-
Nach: W.-D. VON TIPPELSKIRCH: DIE STUNDE DER GERMANEN.
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Sir R (ebenfalls Germane and proud of it!)

ROMANI ITE DOMUM!


CASTRA