Freitag, 1. März 2013

QUELLEN ZUR CLADES VARIANA: ANNO 9 NACH

Die Quellenlage:
1.) griechische und römische Quellen:
MANILIUS
STRABO
VELLEIUS PATERCULUS
FLORUS
CASSIUS DIO
TACITUS
SUETON
1 GRABSTEIN
2.) germanische Quellen: Fehlanzeige! Die Germanen hatten es nicht so mit dem Schreiben! Kämpfen und hinterher Gelage abhalten war ihnen weitaus lieber (immer nach dem Motto: Lieber ein Krieger als ein Schreiberling!)

Die Quellen, die uns vorliegen, sind sehr unterschiedlich, einseitig und ungenau. Kaum jemand hatte exakte Kenntnis von Germanien. Ausnahmen bilden der Forschungsreisende POSEIDONIUS, TACITUS und VELLEIUS PATERCULUS. Letzterer war unter TIBERIUS lange in Germanien stationiert. Er wußte also, wovon er sprach.
ad MANILIUM: Dieser schrieb ein sicherlich ungenießbares astrologisches Lehrgedicht. Darin der folgende Satz:
"...so glühten damals, als nach Bruch des Bündnisses das wilde Germanien den Feldherren VARUS dahinraffte und mit dem Blute von drei Legionen die Gefilde rötete, überall in der ganzen Welt die drohenden Feuer. Die Natur...drohte das Ende der Dinge an..." (nach W. Capelle: Das alte Germanien)
(Der Mann macht einem Mut!)
ad STRABONEM: griech. Geograph, 63 v.-um 26 n., 17 Bücher über Geographie; Buch 7, Kap. 1,4 kurze    Erwähnung der Varusschlacht. Dort erfahren wir außerdem, wo DRUSUS GERMANICUS starb (irgendwo zwischen Saale und Rhein):
"Es gibt auch einen Fluß Saale: zwischen ihm und dem Rhein starb DRUSUS GERMANICUS, wie er erfolgreich Krieg führte. Er unterwaf nicht nur die meisten dieser Völker, sondern auch die der Küste vorgelagerten Inseln, zu denen auch BYRCHANIS (=BORKUM) gehörte, das er erst nach Belagerung einnahm."
(Was gibt es auf Borkum schon groß zu belagern? Da war damals nix, und heute gibt es dort auch nicht viel.)
ad VELLEIUM: Reiteroffizier, der Mann war also "vom Fach", Bericht über die Schlacht, geschrieben 29 n., also 20 years later (überliefert in einer Handschrift aus dem Kloster Murbach/ Elsaß, tendenziös: Arminius kommt gut weg, Varus schlecht!
Über Arminius, den er persönlich kannte, schreibt er:
"...ein junger Mann, von vornehmer Abkunft, persönlicher Tapferkeit, rascher Auffassung und einer genialen Klugheit, die jenseits der Begabung eines Barbaren liegt...Er war ein ständiger Begleiter auf unserem früheren Feldzuge gewesen..."
ad FLORUM: LUCIUS ANNAEUS FLORUS, Abriß der röm. Geschichte um 120 n., als Quelle unzuverlässig bis ungeeignet
ad CASSIUM: voller Name: CASSIUS DIO COCCEIANUS, Historiker, 155n.-235n., röm. Geschichte in 80 Büchern (!), ausgehend von der Gründung Roms bis zum Jahr 229 n., wichtige Quelle für die Kaiserzeit!
ad TACITUM: complete name: PUBLIUS CORNELIUS TACITUS, um 55 n.-um 120 n., Leitsatz: SINE IRA ET STUDIO (=ohne Zorn und Parteilichkeit, d.h. objektiv, wissenschaftlich schreiben), gegen den er jedoch oft verstößt!
Züge des GERMANICUS: s. ANNALES I und II (s. auch meine posts/ Übersetzungen).
ad SUETONIUM: korrekt GAIUS SUETONIS TRANQUILLUS (=der Gleichmütige, der Coole!), um 75 n.-ca. 140 n., gehörte zum PLINIUSKREIS, weltfremd, gelehrt, redlich und wahrheitsliebend! Tolle Kombination!
zur Varusschlacht: Augustus-Biographie, 23; Tiberius-Biographie, 16 f. (Züge des Tiberius: 9-11 n.)
zum GRABSTEIN: der berühmte Grabstein des MARCUS CAELIUS (BONNER LANDESMUSEUM):
M. CAELIO T. F(ILIO) LEM(ONIA) BON(ONIA)/ (C(ENTURIONI) I) O(RDNIS) LEG(IONIS) XIIX ANN(ORUM) LIII S(EMISSIS) / (OC)CIDIT BELLO VARIANO. OSSA (I)NFERRE LICEBIT P. CAELIUS T. (F(ILIUS)) LEM(ONIA) FRATER FECIT.
(Dem Marcus Caelius, dem Sohn des Titus, aus der (Tribus) Lemonia, aus Bologna, Centurio 1. Ranges der 18. Legion, 53 1/2 Jahre alt, fiel in der Varianischen Schlacht. Die Gebeine (Knochen) können bestattet werden (wörtl.: es wird erlaubt sein, möglich sein die Knochen zu bestatten ("hineinzutragen", erg. ins Grab)).
Publius Caelius, Sohn des Titus, aus der (Tribus) Lemonia "machte dies" (d.h. er errichtete das Grabmal).
Bei dem Grabmal handelt es sich um ein sog. Scheingrab (Kenotaph). Zeitgenössisches und einziges steinernes Denkmal der Schlacht sowie eine der frühesten fast genau datierbaren Inscriptiones in Germanien.
M. CAELIUS war Anführer der 1. KOHORTE oder einer anderen. "Vitis" als Rangabzeichen des Centurio. Möglicherweise war sein Rang auch "triarius ordo", somit wäre er Anführer einer Veteraneneinheit gewesen. Er war ja nicht mehr der Jüngste!-  Die LEGIO war in VETERA stationiert und ging zusammen mit der XVII und XIX LEGION unter.
Auf dem Grabstein sieht man außerdem noch die Portraits seiner Freigelassenen PRIVATUS und THIAMINUS (Privatus ist der zur Rechten der Marcus-der mit den Segelohren!). Beide Knechte hatten das zweifelhafte Vergnügen, nach ihrem Ableben im Grab des Patrons bestattet zu werden. Das ist doch was!
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The SIR


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